Ankommen am Mittelrhein

Diesen Teil meiner neuen Aufgabe habe ich unterschätzt, das Ankommen. Und deswegen habe ich beschlossen, auch daraus einen kleinen Beitrag zu machen. Mein Hirn schwirrt nur so vor Eindrücken.
Diese hier waren besonders prägend in meinen ersten zwei Tagen am Mittelrhein:

Erster Tag – Erste Eindrücke

“Uuuh, krass!”
Das waren meine ersten Worte als BUGA-Bloggerin. Ich hab sie auf dem Weg zur Burg Sooneck zu mir selbst gesagt, im BUGA-Mobil, das mich ab sofort von A nach C bringt (nach B geh ich bestenfalls zu Fuß). Der erste Blick auf dieses alte Bauwerk, hoch oben über dem Rheinufer, hat mir klargemacht, dass das wirklich passiert: Ich ziehe auf eine Burg. Da arbeite ich. Da darf ich sein, wenn nach Feierabend alle weg sind.

Und dann begann dieser Tag voller erster Eindrücke. Ein herzliches Empfangen-Werden von BUGA-Kommunikationschef Andreas Jöckel. Kennenlernen von Burgpächterin Cora Hecher, Burg-Einführung und Schlüsselübergabe mit dem Verwalter Klaus Collerius, Begrüßung durch Matthias Weber als Vertreter der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Fotosession & Interview mit Mario Löhr von der Rheinzeitung – allesamt wahnsinnig nette Begegnungen.

Ich lerne, wie ich mich hier auf Sooneck verhalten darf und soll, worauf ich achten muss, wo es guten Wein gibt. Immer, wenn ich dem freundlich-weichen Dialekt meiner Ansprechpartner*innen antworte, kommt mir mein niederrheinischer Sprachduktus plötzlich viel lauter und direkter vor als zu Hause.
Gleichzeitig bin ich damit beschäftigt, dieses alte Gemäuer zu bestaunen, das 1271 erstmals urkundlich erwähnt und nach seiner kurz darauf folgenden Zerstörung erst zwischen 1843 und 1861 wiederaufgebaut wurde.

Der Duft der Dutzenden Rosenstöcke.
Die unzähligen Blickwinkel, die sich auf jedem Meter der verschlungenen Pfade im Burginneren eröffnen.
Dieser ungewohnte Blick in die hügelige Weinberglandschaft, der so anders ist als die Sicht über plattes Land, wie ich sie gewohnt bin.
Das hier wird etwas ganz Neues für mich – und das ist toll.
Nichts an dem hier ist gewohnt oder vertraut.
Alles wartet darauf, dass ich es kennenlerne.

Ich schreibe meinen ersten Beitrag. Etwas über mich – Hilfe, solche Texte sind mein Endgegner. Und jetzt sitze ich hier, an meinem Schreibtisch in meiner Kemenate, sehe im Augenwinkel die Weinberge auf den Hängen der anderen Rheinseite, höre dumpf das Zwitschern der Vögel, das Wummern eines Partyschiffs (gerade lief Umbrella von Rihanna) und das Rauschen des Windes durch die geschlossenen Scheiben und kann noch gar nicht richtig begreifen, dass ich wirklich hier bin. Und dann wird es ruhig. Da bin nur ich und die lange Liste mit Ideen auf meinem Rechner.

Zweiter Tag – Erst mal Touristin sein

Meinen zweiten Tag verbringe ich damit, erst einmal auf die “leichte Tour” in die Region einzusteigen – nämlich total touristisch. Mit der Autofähre geht es nach Rüdesheim, dort probiere ich erst mal den berühmten Kaffee mit Asbach und Sahne, rede ein bisschen mit dem sehr netten Betreiber-Team des Art Cafés.

Dann weiter durch die Menschenströme auf der Drosselgasse, eine Runde durch die Altstadt und nach ziemlich langem Schlange-Stehen eine Fahrt mit der Seilbahn, hoch zum Niederwalddenkmal.

Als ich am Fuß des gigantischen Monuments stehe, finde ich es erst seltsam, dass es nicht so konzipiert wurde, dass man die Germania vernünftig angucken kann. Aber genau darum geht es wohl: Die Kraft dieser Figur wie eine Metapher über ihren Betrachtenden thronen zu lassen, während der Fokus auf der Inschrift an ihrem Sockel liegt, die zur Verteidigung der deutschen Heimat aufruft. Ganz schön dick aufgetragen und absolut nicht mehr zeitgemäß – das findet auch ein Pärchen neben mir, dessen Gespräch ich zufällig mithöre.

Ich drehe der Germania den Rücken zu und schaue, wie Dutzende andere Touris auch, auf den Rhein hinunter. Was ich da sehe, ist ein Gemälde. Es ist wunderschön – so schön, dass ich zum ersten Mal wirklich nachfühlen kann, was all die Autor*innen und Künstler*innen hier so verzaubert hat.

Am Abend versinke ich, trotz Müdigkeit von den vielen Eindrücken, in langes Googeln, ziehe aus meiner Ideenliste die ersten Themen, denen ich mich widmen will. Morgen schreibe ich Mails – und dann geht es bald los mit den ersten richtigen Beiträgen.

Dritter Tag – Zwischen Mails und Martinspfad

Eigentlich hatte ich erst gar nicht geplant, den Sonntag auch in diesen kleinen Erlebnisbericht aufzunehmen. Aber auch er bescherte mir schöne erste Eindrücke – diesmal von Rheinland-Pfalz als Wandergebiet.

Die Sonne weckt mich um viertel nach sieben. Es ist diese Art Aufwachen, die Spaß macht, weil das goldene Licht viele wunderbare Alternativen zum gemütlich-warmen Bett verspricht.

Erst einmal bin ich diszipliniert und widme mich nach dem Frühstück einer Reihe offener Tabs, ordne weiter meinen Redaktionsplan und überlege, was meine nächsten Schritte sein können. Ich bin gerade völlig vertieft in meine Loreley-Recherchen, als mir einfällt, dass ich das Auto noch auf dem Parkplatz direkt an der Burg stehen habe. Den darf ich zwar abends nutzen, wenn ich zum Beispiel Einkäufe in meinen Turm tragen muss wie gestern, aber tagsüber ist er für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung gedacht, denen man den langen Aufstieg zur Burg vom regulären Besucherparkplatz aus ersparen will.

Also hechte ich die Treppe hinunter und fahre das BUGA-Mobil schnell auf seinen richtigen Platz. Einmal so aktiviert, beschließe ich, das gute Wetter für eine kurze Spontan-Wanderung zu nutzen. Ein Schild am Parkplatz verweist auf den Sieben-Burgen-Blick. Und das klingt gut.

Der ausgezeichnete Weg beginnt als schotterige Straße, der bald zur Linken auftauchende “Martinspfad” scheint aber deutlich spannender zu sein. Also biege ich scharf ab, erklimme wenige Stufen und lande auf einem schmalen ausgetretenen Weg.

Der Pfad, über den sich Eichen und Buchen neigen, gefällt mir. Überall wachsen Geflechte, die Vögel singen, das Rauschen der Schiffe ist verstummt. Ein bisschen auf der Hut sein sollte man, nämlich vor dem sehr hübschen, aber giftigen Fingerhut, der hier überall wächst.

Bald stoße ich auf einen ersten kleinen Aussichtspunkt, einen Felsvorsprung mit Blick auf Burg Sooneck und den dahinter liegenden Steinbruch. Wieder dieser weite, romantische Blick. Caspar David Friedrich, wo bist du?

Nach kurzem Ausharren gehe ich weiter. Schließlich liegt mein Ziel ja noch ein ganzes Stück weiter oben. Dorthin führen soll mich ein – habe ich das richtig gelesen? – “Rentnerstieg”. Also, ich weiß ja nicht, wie viele Rentner*innen die Wanderwegschild-Autoren am Mittelrhein so kennen, aber mir ist kaum einer bekannt, der diesen Aufstieg als besonders seniorentauglich bezeichnen würde. Na gut, der Niederrhein ist auch platt, und vermutlich sind die Waden der hiesigen Eingeborenen wesentlich gestählter als die unseren.

Unweigerlich stelle ich mir vor, wie meine gebrechliche Oma (Gott hab sie selig) in Kostüm und Halbschuhen hier hinaufkrebst und muss lachen.

Am Aussichtsturm angekommen begebe ich mich zum zweiten Mal seit meiner Ankunft in eine Höhenangst-Mutprobe, aber ich will jetzt diese sieben Burgen sehen, deshalb schaffe ich es einigermaßen schwindelfrei hinauf.

Es mag am diesigen Wetter liegen, oder aber am Baumbewuchs, dass ich schlussendlich nur drei Burgen sehen oder erahnen kann. Das ist mir aber egal. In diesem Fall war wohl der Weg das Ziel, und der hat mir wirklich gut gefallen.

Auch der Rückweg entlang der anfangs beschriebenen Schotterstraße gefällt mir. Besonders schön finde ich, dass hier überall Infotafeln stehen. Sie sorgen für mindestens fünf neue Tabs auf meinem Rechner, als ich wieder in der Burgwohnung ankomme.

Die Lehre aus diesen ersten Tagen: Es gibt so viel zu entdecken, dass es für mich jetzt eher ums Aussieben und Sortieren geht, denn um die Suche nach Themen. Die begegnen einem hier schier überall.
Ich bin wohl im Mekka für Geschichten-Trüffelschweine


2 Kommentare

  1. Herzliche Einladung einmal die Chöre des ältesten Gesangvereins in Rheinland-Pfalz kennen zu lernen. Sie proben Dienstags (Männerchor) und Freitags (S(w)inging People) jeweils um 20 Uhr in der Fürstenberghalle in Oberdiebach, nur 3 km von der Burg entfernt.

    Liebe Grüße
    Thomas

    1. Hallo Thomas,
      danke für Deine Nachricht. Wenn sich ein Zeitfester ergibt, komme ich gerne auf euch zu! 🙂
      Liebe Grüße

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