Mein erster Beitrag: Los geht`s

Vor gut fünf Wochen bekam ich mitten im Gespräch über den rasch verpuffenden Geschmack von Bubble Tea mit meiner Nichte DEN Anruf: Andreas Jöckel vom Buga 2029 Team fragte, ob ich noch Lust auf das Obere Mittelrheintal habe. 

Gefühlt einen Moment später blicke ich schon auf den Rhein, schlendere über die Burg Sooneck und sitze hier am Schreibtisch, um meinen ersten Blogbeitrag zu schreiben. Eben stand ich am Fenster schaute in die Nacht und sah die Fledermäuse vor dem Fenster wild umherfliegen. Ich lauschte Tierschreien, Rascheln und den Zügen am Rhein.

Donnerstag erst bin ich hergefahren. Es fühlt sich schon ein paar Meter weit weg an, so viele Eindrücke und Bilder sind in meinem Hirn. 

Von Essen aus ging es los gen Süden, erstmal nach Koblenz, wo ein Kennenlernbesuch bei der Rhein-Zeitung geplant war. Nachdem ich den richtigen Eingang gefunden hatte und von der Empfangsdame in den Aufzug gebracht wurde, erwarteten mich bereits meine Ansprechpartner*innen in einem hellen Zimmer mit langem Tisch. Wir tauschten uns über meine bevorstehende Arbeit als Buga-Bloggerin aus und ich erfuhr als Mittelrheintal-Neuling gleich ein paar interessante Themen zum Anknüpfen. Im Anschluss gabs noch eine kurze Führung durch die Etage und mir wurde das Podcaststudio gezeigt. Ich möchte nämlich in den sechs Monaten gern einen BugaBlogPodcast machen und hoffe ihr habt Lust, auch auf diese Art den Menschen aus dem Oberen Mittelrheintal zu lauschen.

Weiter gings für mich zur Burg Sooneck. Mein erster Besuch in meinem neuen Zuhause. Die wirkliche Erfahrung ist doch immer anders als Bilder oder Videos. Mareike – ja die Burgenbloggerin von 2019, die seit kurzem auch im Team der Buga2029 ist – und Andreas standen schon auf dem Parkplatz bereit, mir wurden die Autoschlüssel zu meinem Bugamobil übergeben und wir spazierten gemeinsam durch den Wald gen Burg, wo vor dem Tor „Burgherr“ Klaus Collerius und Matthias Weber von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz auf uns warteten. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hingucken sollte. Die malerische Aussicht auf den Rhein? Der herrliche Burgturm? Die Menschen?

Wir schritten über die Brücke durchs Burgtor und ich warf meinen erster Blick ins Burginnere: überall verschiedenfarbige Rosen, kleine Treppen, Gärten, Wege. Romantik pur. Ich habe auch erfahren, dass die Sooneck diesen Charme dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm verdankt. Denn die Burg, die vor 1271 errichtet worden ist, wurde wahrscheinlich im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört. 1834 bis 1864 erfolgte der Ausbau der Ruine. Friedrich Wilhelm IV. erlebte die Fertigstellung allerdings nicht mehr. 

Zurück in der Gegenwart schauten wir gemeinsam die Blogger-Wohnung an, blickten auf den Steinbruch und Klaus Collerius erinnerte sich an einige Geschichten meiner Vorgänger*innen und wie er beispielsweise einmal nachts zu Hilfe kam, weil eine Fledermaus in die Wohnung geflogen war. Ich stellte mir gleich vor, wie eine kleine, feine Fledermaus mit mir in die Wohnung einzieht. Mareike erzählte noch von den putzigen Siebenschläfern, die nachts auf dem Burggelände umher flitzen und dass es im Wald auch Hirsche gibt.

Wir machen noch Fotos auf der Burg und nach und nach verabschieden sich die anderen und ich lade meine Habseligkeiten aus, während einige Besucher*innen die Burg erkunden. Dann stehe ich am Fenster in der Wohnung, blicke auf den Rhein und warte, dass mich wer kneift. Vielleicht ist ja doch alles nur ein Traum?

Zeit zum Träumen habe ich aber noch nicht, denn ich wollte noch einkaufen fahren: bei Tomi`s Supermarkt in Bacharach. Von dem Laden hatte mir Mareike bereits erzählt. Ich bin eine der letzten, die durch die Regale schlendert, denn 18 Uhr ist Feierabend, das Ehrenamt ruft. Mareike hatte mir auch verraten, dass es in Bacharach das beste Eis gibt und wenig später finde ich den Eisladen und staune nicht schlecht, dass es Riesling-Eis gibt. Das musste ich natürlich probieren. Schleckend schlendere ich durchs Örtchen und bleibe an den Schaukästen stehen. Ein Zitat fällt mir gleich ins Auge: „In der Stadt ist Kultur ein Angebot, auf dem Land ist sie eine Leistung. In der Stadt gibt es Infrastruktur, auf dem Land besteht die Infrastruktur aus den Menschen und dem, was sie tun oder unterlassen.“ Es stammt aus dem Buch „Deutschland ab vom Weg“ von Henning Sußebach. Auch so ein Thema, was mich in den nächsten Monaten beschäftigen wird. 

Bacharach wirkt jedenfalls auf den ersten Blick kulturell wach, hübsch sowieso. Mich treibt es aber noch an den Rhein. „Es ist verrückt, wie ich hier sitze am Rhein, ein Frachtboot kommt gefahren und ein Schiff mit Musik. Ich sehe einen Zipfel von meiner Burg. Was für eine Gegend – unwirklich.“, schreibe ich auf einer Bank sitzend in mein Büchlein. 

Wenig später sitze ich in der Abendsonne auf der Burg zwischen Rosen und Rhein. Ich telefoniere mit einer Freundin. Laufe nebenbei auf der Mauer umher und denke an die Rote Zora und Ronja Räubertochter, meine liebsten Burgbewohnerinnen aus der Kindheit. Jetzt wohne ich auch auf einer Burg, kommt es mir in den Sinn. Nicht wie sie, anders – ohne Gruppe – aber vom Gefühl her würde ich am liebsten den bekannten Frühlingsschrei ins Tal hinein rufen. 

Ich steige ein paar Treppen hinauf und sehe die Abendsonne hinter den Bäumen verschwinden. Alles verschwimmt wieder zu einem Traum.

22 Kommentare

  1. Herzlich Willkommen und ganz viel Spaß.
    Ich freue mich auf Deine Berichte.
    Bei Tomi’s war ich auch schon, und in Bacharach empfehle ich dir das griechische Lokal, da war es super lecker 😋 😋 😋
    Liebe Grüße
    Monika

  2. Schade , beim Gendern bin ich sofort raus. Man kann sich schon die winzig kleine Mühe machen und Worte ,die existieren, auch ausschreiben.
    Trotzdem viel Spaß und viele interessante Themen auf der Burg und im Tal !

    1. Danke für Ihre Wünsche und schade, dass Sie sich von einem Stern vertreiben lassen 😉 Wir haben ja alle die Freiheit uns so auszudrücken, wie wir es wollen oder? Ich möchte in meinen Texten gern alle miteinbeziehen: also nicht nur Frauen und Männer, sondern auch Menschen, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zuordnen. Da reicht es für mich nicht die Worte auszuschreiben. Ich wünsche Ihnen alles Liebe und wer weiß, vielleicht lesen wir uns ja doch einmal wieder.

  3. Ja, das Mittelrheintal haut einen schon um, wenn man es zum ersten Mal hautnah erlebt. Ich war genau vor 50 Jahren das erste Mal in Lorch und habe mich nicht nur in meinen Mann sondern auch in den Rheingau verliebt. Der eine ist Geschichte, die Liebe zum Rhein bleibt immer.
    Ich wünsche Dir 1000 und 1 Atem beraubende Momente in deiner „Amtszeit“ und freue mich auf deine Geschichten.

    Liebe Grüße von Teneriffa zu dir.

    1. Liebe Sylvia, du hast es treffend formuliert, mit dem umhauen. Das klingt auch nach einer spannenden Lebensgeschichte. Jetzt wohnst du auf Teneriffa? Ganz lieben Dank für die Wünsche 🙂

      1. Liebe Marie-Luise,

        ja, ich habe mir vor 6 Jahren meinen Lebenstraum erfüllt und lebe auf Teneriffa. Ende September bin ich in Lorch, vielleicht ergibt sich ja ein Kaffeeplausch in Niederheimbach? Ich bin schon gespannt, wie sich der Ort verändert hat nachdem die Niederheimbacher die Ärmel hochgekrempelt haben und neuen Atem eingehaucht haben.

        Bis dahin eine faszinierende Zeit voller Geschichten, Begegnungen und Emotionen in dieser besonderen Region im Mittelrheintal.

        Sylvia

  4. Herzlich willkommen, auch Sie dürfen nun dort „arbeiten“, wo andere Urlaub verbringen. Viel Erfolg und unendlich viele Eindrücke.
    Herzliche Grüße, Detlef Kahl

    1. Lieber Detlef, das ist wahr: was für eine Urlaubsregion. Ich bin sehr dankbar für diese schöne Aufgabe! Danke.

  5. .. oh, ein schöner erster Beitrag 👍 und super schöne Fotos noch dazu
    Das ist schon eine tolle Idee – Menschen einzuladen, auf die Burg , dort auf Zeit zu leben und zu schreiben

    Bin nun gespannt – auf weitere Berichte vom Rheintal

    Herzliche Grüße, nun aus Berlin
    Carlo

    1. Das freut mich zu hören! Lieben Dank. Ja, ich finde die Idee auch toll. Gerade auch weil jede Person einen anderen Blick hat und so die Vielschichtigkeit der Region zur Geltung kommt. Herzliche Grüße nach Berlin!

  6. Vielen Dank fur die ersten Eindrücke – bin gespannt auf die weiteren Berichte. Klaus steht bestimmt auch immer tatkräftig zur Seite. Die Burg ist auch durch die neuen Pächter wieder mehr belebt worden. Eine tolle Location und ich als Niederheimbacherin die jetzt in Bingen wohnt – liebe den Anblick wenn ich Richtung Haambach fahre 😊

    1. 🙂 Sehr gern! Ja Klaus wird mir die Burg nochmal ganz genau zeigen. Da bin ich schon gespannt darauf! Es ist wirklich eine so schöne Burg 🙂 Vielleicht treffen wir uns ja einmal da.

  7. Liebe Marie-Luise,
    Danke für den tollen ersten Beitrag! Schön, wie Du Dich vom Mittelrheintal verzaubern lässt und uns gleich mit. Das Bild vom Sonnenuntergang überm Tal ist besonders gelungen 😊

  8. Als ehemaliger Burgenblogger-Casting-Kandidat, einer der Top 10 Finalisten der allerersten Ausschreibung damals, wünsche ich Ihnen auch viel Erfolg und Freude auf der Burg Sooneck und am schönen Rhein.

    Das alles hat mich damals sehr beeindruckt und ich erinnere mich sehr gerne an diese Zeit zurück.

    Schauen Sie doch auch mal unten in Niederheimbach bei Dorothee Saueressig im Gästehaus zur Heimburg vorbei. Sie ist eine sehr nette Frau und hat einen wahren Schatz an Geschichten aus und um Niederheimbach.

    Herzliche Grüße und viel Spaß beim „Burgenbloggen“.

    Mac

    1. Hallo und danke für den Tipp! Immer schön auch in der Nachbarschaft Menschen kennen zu lernen 🙂 Ja beeindruckend ist es auf jeden Fall. Das klingt ja spannend, wie wurde denn damals ausgewählt? Liebe Grüße!

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