Buga 2023: Vom Freundeskreis, nachhaltigen Experimenten und schönen Dahlien

Als Buga-Bloggerin wollte ich mir die Buga 2023 natürlich nicht entgehen lassen und so machte ich mich Ende September auf nach Mannheim. Ich hatte mich mit Gerhard Mandel, dem Vorsitzenden vom Buga Freundeskreis verabredet. Bei einer kurzen Einführung beim Tresen des Freundeskreises am Eingang des Spinelli-Parks, wo die ehrenamtlichen Mitglieder unter anderem Gehilfen wie Rollstühle und Rollatoren sowie Bollerwagen für Familien kostenlos verleihen, erzählt Gerhard Mandel mir auch mehr über den Freundeskreis. Dieser wurde vor drei Jahren gegründet und zählt mittlerweile 220 ehrenamtliche Mitglieder, wobei sich 115 aktiv am Bugageschehen beteiligen und z.B. Gruppen über die Buga führen. Durch ein 2-Schichten-System ist dafür gesorgt, dass immer Mitglieder da sind, die den Tresen besetzen, Führungen anbieten und die Gäste Willkommen heißen.

Dabei sei der Luisenpark, der 1975 für die erste Bundesgartenschau in Mannheim errichtet wurde, als traditioneller Bugaschauplatz zum Wohlfühlen selbsterklärend. Hingegen sei der Spinelli-Park, das ehemalige Militärgelände, welches noch bis 2014 als solches genutzt wurde, als Experimentierfeld angelegt und bedarf der ein oder anderen Erklärung, meint Gerhard Mandel. „Aus Nachschub für den Krieg wird Nachschub für die Natur.“, erklärt er. Das Leitthema der Buga 2023 ist nämlich Nachhaltigkeit in all ihren Facetten. 2023 unterschiedliche Bäume (79 Arten) wurden beispielsweise vor zwei Jahren gepflanzt, um heraus zu finden, welche gut mit den Vegetationsveränderungen der Umgebung klar kommen. Im letzten Jahr habe es z.B. 6 Wochen am Stück nicht geregnet. Diese Bäume werden nach dem 08. Oktober, wenn die Buga zu Ende geht, in die Stadt Mannheim gepflanzt. „Bäume reagieren beispielsweise auch auf Lärm, Feinstaub oder Erschütterung unterschiedlich“, erklärt mir Gerhard Mandel bei unserem Rundgang.

Gerhard Mandel, Vorsitzender des Freundeskreises

Was mich auch fasziniert sind die alternativen Baustoffe wie Weide, Lehm, Flachs und Hanf, mit denen nachwachsend gebaut werden kann. Aktuell verursacht das Bauen einschließlich von Abriss, Aufbau und Zementherstellung nämlich 40% unseres CO2 Verbrauchs, erklärt mir Herr Mandel. Weide und Lehm könnten aber beispielsweise gut als Ersatz für Zement dienen. Da sie nicht ganz so wetterfest sind, bedarf es für diese Gebäude einen Regenwasserschutz. Leider würden momentan nur wenige Architekten mit diesen nachhaltigen Baumaterialien planen.

Gespannt benutze ich auch eine besondere Toilette auf dem Spinelli-Gelände: Sie dient ebenfalls als Experimentierfläche, denn aus dem gesammelten Urin wird Strom erzeugt. Die Funktionalität kann außen am Häuschen durch das Aufladen des Handys getestet werden. Der Vorführeffekt zeigt zwar keinen Ladebalken auf meinem Handy, aber Gerhard Mandel versichert mir, hier sein Gerät regelmäßig aufgeladen zu haben. Allein die Idee finde ich genial und bin gespannt, ob diese Form der Stromgewinnung in den nächsten Jahren ausgebaut werden wird.

Wir besuchen auch die Vertikalen Gärten, die teilweise in der Stadtplanung bereits umgesetzt werden. „Jede Wand kann ein Garten sein.“, verdeutlicht Gerhard Mandel. Bei unserem Rundgang kommen immer wieder andere Besucher*innen dazu, bitten Herrn Mandel um Hilfe oder haben konkrete Fragen zu den einzelnen Ausstellungselementen.

Auf dem Gelände treffen wir zufällig auch Geschäftsführer der Buga 2023 Michael Schnellbach, der sich erfreut und stolz über die Ergebnisse der Besucher*innenumfrage zeigt: „95% der Befragten sind zufrieden mit der Buga, 53% der über 2 Millionen Besucher*innen reisten mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, ein Viertel sind unter 25 Jahre alt und 2 von 3 wollen wieder nach Mannheim kommen“, erzählt er.

Tisch für alle

Mit Gerhard Mandel komme ich nach unserer spannenden Tour über den Spinelli-Park auch noch ausführlich über seine ehrenamtliche Arbeit im Freundeskreis ins Gespräch. Neben seinen Lieblingsplätzen erzählt er beispielsweise auch, was ihn die Arbeit auf der Buga 2023 gegeben hat und wie die Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Buga-Team verlief. Vor allem sendet Gerhard Mandel auch eine wichtige Nachricht an die Menschen des Oberen Mittelrheintals: Freut Euch auf die Buga! Aber hört selbst:

Gerhard Mandel hat noch Einiges zu tun und so streife ich allein weiter über die Ausstellungsfläche des Spinelli-Parks. Die verschiedenen Flächen wirken innovativ auf mich und stimmen hoffnungsvoll. Vielleicht ist die Klimawende doch noch zu schaffen, denke ich. Mich spricht besonders auch die Anbaufläche von Lebensmitteln an. Von Reis über Sojabohnen, Palmkohl bis hin zur Erdnuss erblicke ich auch so manch eine Pflanze, deren Frucht ich nur aus dem Supermarkt kenne. Wie toll, dass dieses Wissen hier auch schon den Kleinsten vermittelt werden kann. Auch Acker e.V., ein Verein der in Deutschland, Österreich und der Schweiz Kindern den Gemüseanbau näher bringt, stellt hier aus.

Kaum zu glauben, dass diese Flächen nach dem 8. Oktober wieder abgebaut werden. Aber der Erhalt und die damit verbundene Pflege wären nicht finanzierbar. Der Spinelli-Park bleibt dafür unbebaut, frei zugänglich und wird quasi der Natur übergeben. Die 85% entsiegelte Fläche bietet besten Lebensraum für Eidechsen, Vögel, Bienen und Viele mehr.

Nach so viel Input laufe ich zur Seilbahn, die mich vom Stadtrand zum Luisenpark befördert. Die Seilbahn wird übrigens nach Ende der Buga auch abgebaut, aber ganz nachhaltig in Österreich weiter verwendet.

Im Luisenpark lasse ich mich am Bach unter alten Bäumen auf einer Bank nieder und genieße den Schatten. Ich merke trotz Hut die Sonne und entscheide mich ganz gemütlich mit einer Gondel auf dem Kutzerweiher zu fahren. Diese Idee haben auch Krähen und Graureiher, die gerne auf freien Gondeln Platz nehmen. Auffallend sind auch die riesigen Kois, die immer wieder an die Gondel schwimmen und ihre großen Münder zeigen.

Natürlich laufe ich auch noch durch einige Pflanzenhäuser des Parks und schaue mir die Seerosen an. Es gibt auch im Luisenpark so viel zu entdecken. Im Schein der Abendsonne fahre ich dann für das Konzert von Chaoze One zurück zum Spinelli-Park. In den Gondeln der Seilbahn stehen teilweise sogar fein gedeckte Tische für ein gebuchtes Abendessen und zehn Musiker*innen begleiten bestimmte Fahrten für eine Zeit lang.

Die Stimmung beim Konzert ist gut und die Messages des Mannheimer Rappers nachhaltig, denn in seinen Texten finden sich so einige aktuell politische Themen von Migration, Rechtsruck und Klimawandel wieder. „Die Tickets für die Buga sind für einen Erzieher mit 28€ zu teuer“, kritisiert er in einer Ansage, „aber sie unterstützen Themen zur Nachhaltigkeit“, fügt er noch hinzu. Für das Konzert mussten die Besucher*innen übrigens keine Extra-Karte kaufen, beim Eintritt sind alle Veranstaltungen auf dem Bugagelände enthalten.

Die Sonne macht dem großen, hellen Mond Platz und ich verlasse mit vielen nachhaltigen Eindrücken die Buga 2023.

Ein kleiner Film mit weiteren Fotos findet ihr hier: Instagram Real

2 Kommentare

  1. Toll wie vielfältig der BugaBlogg ist! Da lernt man gerade in einem feinfühligen Porträt den Rhein-romantischen Liedermacher Friedemann Mosler und sein abwechslungsreiches langes Leben kennen, da liefert die spannende Reortage über die Mannheimer Buga nicht nur wichtige Informationen in Text, Ton und Bild, sondern diskutiert im Gespräch mit dem ehrenamtlichen Freundeskreis-Vorsitzenden Vielfältigkeit und Nachhaltigkeit des BugaGedankens. Dabei wird mit coolen Beispielen Freude und Begeisterung, aber auch Nachdenklichkeit ins obere Mittelrheintal weiter gegeben. Sehr lesenswert und danke! Annette

    1. Lieben Dank für das ausführliche Feedback! Freut mich, dass die Abwechslung gefällt. So nehme ich das Obere Mittelrheintal auch wahr: sehr abwechslungsreich 🙂

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