GeschichtenVielfalt einer Region

Seit dem 12.12. ist es geschafft! Über 1000 Geschichten aus der Region Rhein, Lahn und Limes sind online auf der Plattform Vielfalt zu hören. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Lahn -allen voran Initiatorin Tanja Steeg– finanzierte das regionale Digital-Projekt über eine EU-Förderung. Ich traf den Kopf des Vielfalt-Teams Holger Lindner in den Räumen seiner Werbeagentur Lindner&Steffen Mitte November in Naststätten.

Im gemütlichen Raum mit Bildschirm und Coworking-Atmosphäre erzählt mir Holger Lindner, der übrigens in Osterspai lebt, bei Kaffee und Kuchen von dem Projekt und der zugrunde liegenden Smart Technologie pickablue®. Holger beschreibt diese eigens entwickelte Technologie als „digitale Sammeltasche“. Es sei keine App, sondern ein Multicard System, das über QR-Codes funktioniert und z.B. bereits im medizinischen Bereich in Verwendung ist. Um es mehr zu veranschaulichen: An Orten wie dem Loreley Plateau sind bereits QR-Codes in Form von Winkelschildern angebracht. Scanne ich diese mit dem Handy, gelange ich zum Kurzhörspiel. Diese 2 bis 4 minütigen Hörspiele sind Geschichten aus der Region und wurden seit Jahresbeginn von einem Team aus heimischen Autorinnen, Historikern, Gästeführenden und Touristikerinnen recherchiert und geschrieben. Professionelle Sprecher*innen verleihen ihnen eine Stimme und lassen die „Geschichten hinter den Geschichten“ lebendig werden, erzählt mir Holger. Ein Team aus Animations- und Grafikspezialistinnen verwandelt das Ganze mit Geräuschen und Musik in kurzweilige Inszenierungen. Diese sind alle auch auf der Website in einer Kartenansicht sowie als einzelne Picks zu finden und können nach Städten oder Kategorien sortiert werden.

Holger spielt mir ein paar seiner Lieblinge wie „Der Regisseur“ vor – eine kleine Komödie über einen Regisseur auf dem Wasser, seine Nebelmaschine und der Loreley. Neben den Geschichten gibt es auch Quizfragen z.B. zu einheimischen Tieren oder Pflanzen. Auch AR-Objekte, also virtuelle Objekte, können mit dem Handy zum Beispiel auf den Tisch gelegt werden. Die einzelnen Picks können auch nach Belieben gesammelt und diese Auswahl abgespeichert werden. „Das Projekt kann auch super für Schulklassen genutzt werden. Die Lehrperson schickt den Schüler*innen einen QR-Code und hinter diesen sind dann bestimmte Geschichten gesammelt z.B. zum Thema Alte Berufe.“ Es gibt auch bestimmte Naturkarten über den Klimaschutz, die ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommen.

Vielfalt möchte eine breite Zielgruppe ansprechen, für alle sei etwas dabei. Holger meint dabei nicht nur Jung und Alt, sondern auch Einheimische, die ihre Region nochmal ganz anders kennen lernen können, als auch Tourist*innen, die ihre Urlaubsregion z.B. durch eine Art Geschichtenschnitzeljagd erkunden können. Nur, wie erfahren all die Menschen von dem Projekt, möchte ich von Holger Lindner wissen. „Es gibt z.B. große Leinwände, die an den Schiffsanlegestellen, Bahnhöfen oder Hotels angebracht werden sollen.“ Unterkünfte werden ebenfalls mit Werbematerial versorgt. Originell finde ich die Kissen mit QR-Code, die auch auf manchen Sesseln im Raum zu finden sind. Natürlich wird und wurde über das Projekt auch medial berichtet und damit Aufmerksamkeit geschaffen.

Beitrag TV Mittelrhein

Holger Lindner sieht das Projekt auch in der Rolle, andere Angebote aus der Region zu vernetzen. So könnte bei einer bestimmten Anzahl von gefundenen Orten, ein Gutscheinheft freigeschaltet werden, welches lokal mit Geschäften aus der Region vernetzt ist. Gerade auch im Hinblick auf die Bundesgartenschau 2029 könnte die Rhein-Lahn-Limes Region noch auf das gesamte Gebiet des Oberen Mittelrheintals erweitert werden, überlegt Holger Lindner. „Geschichten gäbe es genug.“ Eventuell soll das Projekt auch sprachlich ausgebaut werden und die Hörspiele übersetzt werden. Vielfalt ist eben noch längst nicht abgeschlossen und soll für mindestens zehn Jahre Gemeinden und deren Einwohner*innen die Möglichkeit bieten, Geschichten zu erzählen. Die gewählte Webtechnologie lasse sich dabei leicht weiter entwickeln, meint Lindner.

Holger Lindner

Beim Vorstellen des Projekts sprudelt es nur so aus Holger heraus. Ihm ist seine ehrliche Begeisterung leicht anzumerken. Schon seit er klein war, liebt er Hörspiele und so ging für ihn mit diesem Projekt auch ein Traum in Erfüllung. Immer wieder aufs Neue spielt er einzelne Hörspiele an und ich höre freudig, mit welcher Qualität und mit welchem Herzblut das Team sich in wenigen Monaten diesem Mammutsprojekt gestellt hat. „In dieser Form, hat es so ein Projekt wie Vielfalt noch nicht gegeben.“

Bis zum 1. Januar 2024 werden alle Geschichten online sein. Auch an diesem Abend Mitte November wird noch fleißig an der Realisierung gearbeitet und ich verabschiede mich. Nach dem 12. Dezember schickt Holger mir noch einen Link von der Premiere am 12.12.

Das Leitzitat des Projekts stammt übrigens von Siegfried Lenz

„Ich bekenne, ich brauche Geschichten,
um die Welt zu verstehen.“

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