„Ein Ort, den man fühlen kann!“

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Interview mit den Entwickler*innen des neuen BUGA-Designs

Die BUGA29 ist ein Entwicklungs- und Event-Projekt für die gesamte Welterberegion. Das sollte sich auch im Design widerspiegeln. Bisher war das eher weniger der Fall. Die BUGA29, das war ein helles Türkisblau, das waren drei Blumen in Gelb, Orange und Rot. Assoziations-Ankerpunkte mit der Region? Nicht vorhanden. Jetzt, fünf Jahre vor der Bundesgartenschau gibt es einen neuen Look.

Aber wie fasst man eine Region in ein Design? Wie entwickelt man einen Look, der Geschichte und Traditionen des Mittelrheins würdigt, gleichzeitig aber modernen Sehgewohnheiten entspricht und die Zukunft abbildet? Katja und Alexander Lis von dbf.design aus Frankfurt am Main durften sich dieser Aufgabe annehmen. Mit einem überraschenden und vielseitigen Ansatz konnten sie die Rebranding-Ausschreibung der BUGA29 für sich entscheiden. Ein Gespräch über Formen, Erinnerungen und moderne Perspektiven.

Wie seid ihr mit der BUGA29 in Berührung gekommen?

Katja: Über die Ausschreibung zum einen, andererseits aber, weil wir schon andere große Kampagnen umgesetzt haben. So z. B. die Kampagnen für die Tage der offenen Tür der Stadt Frankfurt am Main oder für das Japanische Filmfestival Nippon Connection. BUGAs sind ein tolles Thema, der Effekt ist so groß. Wir machen viel regional verwurzelte Projekte und solche, wo wir unser Lebens- und Arbeitsumfeld aktiv gestalten können.

Kanntet ihr den Mittelrhein schon? 

Katja: Ja, schon seit der Kindheit! 

Alexander: Die Burgen und die Natur waren immer wieder Freizeitziele für uns. Unseren Agenturausflug letztes Jahr haben wir in Bingen und Rüdesheim verbracht. Verwandte von uns leben in Koblenz und im Hunsrück. So kommen wir auch heute noch immer mal wieder am Mittelrhein vorbei.

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Wie habt ihr euch der Region speziell für dieses Projekt angenähert?

Katja: Wir haben uns intensiv in den geschichtlichen Kontext und die Besonderheiten des Mittelrheins eingearbeitet, das BUGA-Team hat uns viel ‚Unterbau‘ mitgegeben.  Uns war auch wichtig, was die Menschen vor Ort umtreibt, also haben wir mit verschiedenen Menschen gesprochen. 

Wie geht man überhaupt an die Entwicklung eines Corporate Designs dran?

Alexander: Man muss das Wesen der Marke finden – im Falle der BUGA ist es eine Veranstaltung mit klarem Themen- und Ortsbezug –, dann geht man inhaltlich weiter: Zielgruppen. Wer sind die Besuchenden? Was ist der USP des Ortes? Wie ist die Formsprache? Was passt zu dem inhaltlichen Konzept? Welches Gefühl soll einfließen ins Design? Und die Erkenntnisse aus diesen Fragen fügen wir dann in erste Moodboards. Die machen wir intern im Team, tauschen uns aus über verschiedene Ideen. Und daraus erarbeiten wir dann Stück für Stück ein kreatives Konzept mit Logo, mit dem Farbkonzept, mit verschiedenen Keyvisuals. Wir machen ja öfter solche Prozesse und dabei zeigen wir immer mehrere Gestaltungsrichtungen, aber bei diesem Projekt gab es eine Richtung, die wir alle sofort total gefühlt haben. Das war wirklich mal etwas anderes. 

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Welche Gefühle und Assoziationen verbindet ihr denn mit dem Mittelrhein?

Alexander: Es geht wirklich richtig viel ums Gefühl bei dem Projekt. Das Tal ist ein Ort, den man fühlen kann. Diesen Zauber haben nicht viele Regionen. Den kannst du dir auch nicht durch Marketingkampagnen erzeugen. Deshalb war das Ziel, ein Design für alle Sinne zu entwickeln, das hat uns eine besondere Freude gemacht.

Katja: Die Menschen hier lieben diese Region, wir haben Heimatverbundenheit und Vorfreude auf die BUGA gespürt. Auch die wollten wir ins Design überführen. Unsere eigenen Kindheitserfahrungen und die damit verbundenen Gefühle haben auch eine große Rolle gespielt. Assoziationen wie Poesie, Gesundheit, Zukunft, Erinnerungen, Vielfalt, Dezentralität, Bewegung, Veränderung …  

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Welche Merkmale der Region waren für euch der Ausgangspunkt zum Gestalten des neuen BUGA CD?

Katja: Was in der Beschäftigung mit dieser speziellen BUGA wichtig und für uns noch ganz neu war, ist die Dezentralität. So eine BUGA gab es ja noch nie, die nicht in einer Stadt, sondern an vielen verschiedenen Orten stattfindet. Und die Vielfalt der verschiedenen Orte musste sich auch im Design widerspiegeln. Wir haben uns als erstes über den Rhein und die Landschaft genähert: Der Rhein als Lebensader, die Form des Rheinverlaufs, diese besonderen Blickwinkel und verschiedenen Ebenen, die sich hier überlagern, waren visuelle Ankerpunkte. Bei uns wird die Form des Rheinverlaufs ‚hochgeklappt‘ und dadurch zum Gebirge. So bilden wir auf den vier unterschiedlichen Keyvisuals insgesamt alle Abschnitte der Region ab. Dann muss es natürlich die BUGA-Blume geben. Die steht bei unserem Design genau auf der Horizontlinie wie eine Sonne und spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Rheins. Im Logo tauchen außerdem bewusst die Weinranken auf. Wasser und Berge dienen sozusagen als Leinwand, der Wein als Protagonist der Rheinnatur. Alles verschmilzt. Die Farbwahl ist bewusst kontrastreich, mit fast komplementären Farben, um diese Ebenen und die Vielseitigkeit abzubilden. 

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©Bundesgartenschau Oberes Mittelrheintal 2029 gGmbH

Manch einer würde vielleicht sagen „Also für mich ist der Mittelrhein blau wie das Wasser oder grün wie die Weinreben“. Was wäre eure Antwort darauf?

Katja: Da kommt wieder die Vielfalt ins Spiel: Wir haben all diese Farben aus Bildern von verschiedenen Orten im Tal – Weinbergen, Fachwerkhäusern, Burgen, Blumenwiesen und so – extrahiert. Das sind also wirklich Farben, denen man so im Tal begegnen kann.

Alexander: Es gibt hier in der Region einen Künstler, Michael Apitz, dessen Bilder hängen im Kulturhaus in Oberwesel – und dort finden sich teilweise exakt dieselben Farben wieder wie in unserem Design. Wir kannten das vorher nicht (lacht)! Aber es zeigt, dass Menschen diese unterschiedlichen Facetten hier wahrnehmen.

Welche Kernaussage steckt hinter eurem Design?

Katja & Alexander: Inspiration, Poesie und Zukunft der Welterberegion. Wir möchten Menschen und Besuchende motivieren, die Region mit einem neuen, zukunftsgewandten Blick zu entdecken und sich begeistern zu lassen. Aber es richtet sich auch ganz klar an die Menschen hier. Denn das Design ist das eine, das ist das, was man von außen macht. Das Wichtigste ist aber, dass es lebt! Es ist jetzt noch ein gutes Stück bis zur BUGA, es wird viele Baustellen geben in den nächsten Jahren. Wir hoffen, dass das BUGA-Design die Vorfreude hochhält auf die BUGA und das, was danach kommt. Denn es ist eben nicht nur ein Projekt, nicht nur die obligatorische Blume, sondern eine große Chance für die Zukunft der Region und alle zusammen sollen davon profitieren!

Vielen Dank für das Gespräch!

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