Damals im grünen Mai

Anfang Mai kam ich das erste Mal ins Obere Mittelrheintal, genauer nach Oberwesel. Die Züge hatten beide plötzlich Verspätung und ich war innerlich unruhig, denn zu einem Bewerbungsgespräch kommt wohl keine*r gern zu spät. Dem zeitlichen Stress zum Trotz schaute ich im vollen Zug wie die anderen aus dem Fenster und war einfach nur geflasht vom Rhein, den Weinbergen und unzähligen Burgen. Sogar Menschen, die sonst in ihr Handy vertieft waren, schauten auf und betrachteten die Landschaft vor der Scheibe. Ein Tourist versuchte wieder und wieder sich mit einem Selfiestick vor der Scheibe zu filmen, quasi vor jeder Burg erneut. Ich schrieb mir die Stationen auf. Rhens, Spay, Boppard, St. Goar, schon wurde Oberwesel aufgerufen und ich musste aussteigen. 

Schnell huschte ich bis zum Rathaus, neugierig die Gegend, Lädchen und vorbei gehenden Menschen betrachtend. Mareike Knevels, deren Burgenblog-Geschichten ich vorher noch gelesen hatte, überraschte mich an der Tür und brachte mich durch das Hogwarts ähnelnde Treppenhaus in den Besprechungsraum. Nach dem lockeren und umfassenden Gespräch mit ihr und Andreas Jöckel vom BUGA 2029-Team, stand ich wieder draußen vor dem Rathaus und überlegte mir spontan, noch ein wenig die Gegend zu erkunden. Ich ging zur Stadtmauer, stieg die Treppen hinauf zum Stadtmauerweg, schaute ins Städtchen und auf die andere Rheinseite. Diese gewisse Euphorie durchflutete mich. „Mensch, das wäre so schön, hier 6 Monate zu leben. Hoffentlich klappt es.“ Gingen mir die Gedanken durch den Kopf. Selbst auf der kurzen Strecke entdeckte ich schon so viel, was ich genauer erkunden wollte: „Kunst im Turm“, eine Buchhandlung, leerstehende Läden und gerade die Schulkinder, die vorbeiliefen, beäugte ich neugierig: Wie es wohl ist, in so einer Urlaubsregion aufzuwachsen?

Schnell fand ich schon ein Schild, was zur Schönburg leiten sollte und stieg den Straßen von dannen. Ein herrlicher felsiger schmaler Weg führte hinauf. Immer wieder schaute ich auf Oberwesel, die umliegenden Weinberge und die Burg, die Schritt um Schritt näher rückte. „Selbst wenn ich nicht Buga-Bloggerin werden sollte, hat sich die Reise allein schon für diesen Ausflug gelohnt.“, kamen wieder die Gedanken rund um das Bewerbungsgespräch auf. Der Frühling schenkte mir außerdem den Anblick von Blumen, Blüten und frischem Grün. Die Blätter schoben sich teilweise gerade erst nach draußen. So eine Wonne. Ich machte immer wieder Halt, schaute und fotografierte. So langsam kamen auch die alten Gemäuer ins Spiel. Ein Steintor hier, der Ausblick auf die Burgmauern da.

Nun durchschritt ich das Tor und stand im Innenhof der Burg. Ein Schild verwies auf die Außenmauer, „Hoher Mantel“ genannt, den „stärksten Deutschen Schutzwall“. Der Flieder blühte, ich betrachtete die malerisch renovierten Fachwerkhäuser der Burg, die nun als Unterkünfte des Burghotels dienen. Der steinerne Weg führte mich vorbei an den Stiefmütterchen-Beeten, weiter südlich ins Burginnere, wo der Eingang von Museum und Hotel sowie der Hof des Restaurants liegt. Eine Hochzeitsgesellschaft durchschritt eben jenen Hof und ging ins Innere des Restaurants. Ich nahm draußen Platz, beobachtete das muntere Treiben auf dem Rhein und gönnte mir die erste Weinschorle im Oberen Mittelrheintal. Damals – vor über zwei Monaten – hatte ich nicht gewusst, dass das erst der Anfang war mit mir, der Weinschorle und dem Tal. 

Nach einem leckeren Schmaus erkundete ich noch die Burg, genoss den Ausblick und blickte von oben auf die Anlage des Burggartens, der noch geschlossen war. Nun machte ich mich wieder auf demselben Weg gen Bahnhof los. Ich hatte sogar noch Zeit, mir die Liebfrauenkirche anzuschauen, kurz Inne zu halten, bis ich mich wieder in den verspäteten Zug setzte und über Koblenz nach Essen fuhr.

// Heute, einen Monat nachdem ich als Buga-Bloggerin gestartet bin, erinnere ich mich an meinen ersten Besuch zurück und die pure Begeisterung an dieser schönen Gegend. Die Zeit vergeht rasant. Wie das so mit schönen Dingen ist. Mittlerweile hat das Tal schon mehr Kontur für mich bekommen und ich erfahre täglich mehr darüber, was es heißt, in dieser Märchengegend zu leben. Wie freue ich mich auf die nächsten fünf Monate hier! //

4 Kommentare

  1. Ein herzliches Hallo und guten Morgen liebe Burgenbloggerin.
    Schön, dass Sie bei uns sind!
    Ich wünsche Ihnen eine herrliche Zeit in unserem wundervollen Tal.
    Sonnige Grüße Trudel

  2. Hallo liebe Bugabloggerin,
    ein sehr einfühlsamer erster Einblick in die wunderschöne Landschaft und Burg und die eindruckvollen Bilder machen Lust auf einen Besuch. Liebe Grüße Elli!

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