Rhein in Flammen oder Tanz der Atome

Feuerwerk. Ich sitze hier am Rechner und belese mich über Feuerwerk. Also wie das physikalisch so funktioniert. Gestern um diese Zeit habe ich einfach nur gestaunt über das Lichtermeer. Die Farben und Effekte, der Rauch und die strahlenden Schiffe: die Komposition der ganzen Show. Was für eine Kunst, dachte ich bei mir.

Tanz der Atome

Es wird warm,                                                                                                     Du springst eine Schale weiter                                                                    und wieder zurück.                                                                                                        Schenkst grünes, blaues oder goldenes Licht,
                                               welches sich aus der Energiedifferenz                                                                 zwischen den Schalen ergibt

Barium, Kupfer, Lithium und Co                                                                                 Alkalimetalle sind jedenfalls farbenfroh.                                                          Schwarzpulver und andere Stoffe,
fein verpackt.
         Bis das Stickstoff-Gasgemisch mit Druck,
durch die Düse nach unten austritt.

 Die Rakete hebt ab,
 im Milliardstelsekunden-Takt.

Ich habe es versucht mit der Physik, aber ehrlich gesagt, überlasse ich das dann doch lieber den Profis und frage beim nächsten Mal vielleicht einfach die Pyrotechniker selbst, die wie Martin Schmitz oder Christoph Montag (Choreografie) das ganze Spektakel vorbereitet haben. Ihnen allen gebührt der Applaus und das Schiffshupen. 25 Minuten – so ein langes Feuerwerk habe ich ewig nicht gesehen. Nur schade, dass die Macher keine Erwähnung nach der Show finden. Aber Applaus gibt es reichlich und eine Frau schreit immer sehr laut, wenn ihr die Effekte besonders gut gefallen. Das könnten auch die Menschen auf der Festung hören.

Videozusammenschnitt, Handkamera

Die Vorfreude ist bereits schon in Ehrenbreitstein spürbar, wo ich über die Stände zur Rheinfähre laufe. Auf der anderen Seite stehen sie schon alle an der Rheinpromenade. Von einer Bühne ist elektronische Musik zu hören. Es gibt Getränke- und Essensstände. Zwei fallen mir besonders auf: sie sind wie kleine Kiosks. Auf einem Biertisch gibt es Klopfer, kleine Sektflaschen und allerlei mehr. Wie es mir erzählt wurde, sitzen und stehen und warten die Menschen auf Schiffskonvoi und Feuerwerk, viele schon seit dem Nachmittag. Sie wollen ganz vorn mit dabei sein, den besten Blick ergattern. Da kann die Stimmung auch schonmal leicht aggressiv werden, denn der eigene Platz muss verteidigt werden, selbst wenn es um alte Leute geht, die nur kurz verschnaufen wollen.

In diesem Jahr fällt die Veranstaltung weder wegen Corona aus, noch ist es so trocken wie letztes Jahr. Darüber sprechen auch die Menschen hier: “Keine Waldbrandgefahr.“, ist Erleichterung zu hören. Mein Nachhaltigkeitshirn wollte ich eigentlich für die nächsten Stunden ausknipsen, aber auf der Website lese ich, dass der Feuerwerkspartner NICO Europe wohl ein Auge auf das Thema Nachhaltigkeit geworfen habe. Immerhin werden am Standort Stolzenfels erstmals ausschließlich Feuerwerkskörper der Grünen Linie verwendet, was bedeutet, dass diese geräuschreduziert und plastikfrei sind und die Hülsen aus Altpapier gefertigt wurden. CO2 wird auch kompensiert, sogar mit Zertifikat. Na dann, rein ins Getümmel und bloß nicht auf Füße oder Taschen laufen.

Das Deutsche Eck ist etwa ab 22 Uhr gesperrt: mehr Menschen können aus Sicherheitsgründen nicht hin, wird über Lautsprecher angesagt. Ich bin aber auch so ganz zufrieden, stehe erhöht und bin gespannt auf mein erstes Rhein in Flammen. – Bilder sprechen mehr als all die Worte. Aber ja es war schön, richtig besonders und ich habe noch die Stimme im Ohr, die hinter mir “Fireworks” von Katy Perry mitgesungen hat.

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