Im Schatten der Loreley – das erste Kennenlerntreffen

Ein offenes Kennenlerntreffen in echt, ohne Handy oder Bildschirm dazwischen. Ein Austausch über den Rhein hinweg quasi. Das war meine Idee Anfang Juli. Einige Gespräche, Telefonate und E-Mails mit dem Buga 2029 Team, der Loreley Touristik, der Touristik Hunsrück-Mittelrhein und der Rhein-Zeitung später und die zwei Termine – ein Mal rechts- und einmal linksrheinisch – standen fest.

Am letzten Freitag im Juli mache ich mich deshalb auf zum Loreley-Plateau – auf „die andere Seite“. Mein erstes Kennlerntreffen! Ich bin gespannt, wen ich wohl in den nächsten Stunden kennen lernen werde und ob es bei dem wechselhaften Wetter überhaupt viele Menschen hinaus verschlägt. Als Erstes statte ich gemeinsam mit Andreas Jöckel vom Buga 2029 Team der neuen Loreley-Statue einen Besuch ab. Die Bronzefigur von der Berliner Bildhauerin Valerie Otte wurde erst im April diesen Jahres eingeweiht. Nun steht sie da und guckt auf die andere Seite, Maria Ruh, wo ich in einer Woche sein werde. Die Statue, die Loreley-Sage, der Blick auf den Rhein, der Park: alles verbreitet eine mystische Stimmung. In Gedanken schreibe ich schon an einem Loreley-Sagen-Text.

Aber jetzt steht keine Poesie auf dem Programm, sondern das Einrichten des kleinen Stehtisches, den ich von der Loreley-Touristik erhalte. Buga 2029 Stifte, Aufkleber und Blöcke finden dort genauso Platz wie Wassermelone, Kirschen und andere Snacks. Die Idee der Mitarbeiterinnen der Loreley-Touristik sich vor dem Eingang der Touristik zu stellen, nehme ich gern an. Es regnet schließlich nicht und so werden auch Menschen zu uns gelangen, die nichts von diesem Treffen wissen.

Die erste Frau, die sich zu uns gesellt, ist eine von diesen Besucherinnen. Sie vermutet allerdings eine Weinprobe und kein Kennenlernen. Lustigerweise ist sie gebürtig aus Erfurt, was gleich neben meinem Geburtsort Weimar liegt. Mittlerweile lebt sie aber in Brandenburg. Die neugierige, aufgeweckte Dame reist durchs Obere Mittelrheintal und verweilt an drei Orten, gerade in St. Goarshausen. Nach Bingen, ihrem letzten Aufenthalt, wird sie morgen aufbrechen. Sie fragt so Einiges über den Buga-Blog und erzählt vom Familienbankwanderweg, den sie gelaufen ist und den verschiedenen Stempeln, die es in der Loreley-Touristik gibt und wegen denen sie heute nochmal aufs Plateau gekommen ist. Gestern als sie hier hoch gewandert ist, war die Touristik nämlich nicht mehr geöffnet. Sie bleibt eine Weile bei uns am Stand, nascht Kirschen und lässt mich meinen Namen und die Blog-Seite auf einen Aufkleber schreiben. 

Zu uns gelangen auch zwei Paare, Einheimische aus Bad Kreuznach und ihre Freunde, die aus der Nähe von Dessau zu Besuch sind. Das befreundete Paar war zwar schon oft im Oberen Mittelrheintal, aber noch nie auf dem Loreley-Plateau. Im Fernsehen haben sie nun aber einen Bericht über die neue Loreley-Statue gesehen und wollten diese in echt betrachten. Wir unterhalten uns auch über die Buga. Dessau hat sich auch für 2035 beworben, erzählen sie. Die vier hoffen, dass die Buga 2029 noch mehr Menschen ins Obere Mittelrheintal bringt. Sie wollen unbedingt Werbung machen und nehmen sich Aufkleber für ihre Autos und Mülleimer mit. 

Eine dunkelhaarige Frau, sportlich gekleidet, bleibt auch an unserem Tisch stehen. Sie ist extra für das Kennlerntreffen hergekommen. Nadja Rebner wohnt in Bornich, einem Höhenort nicht weit vom Loreley-Plateau. Sie fragt mich über das Buga-Bloggerdasein aus und möchte wissen, was ich in den nächsten Monaten vor habe. Ich erzähle ein wenig, möchte aber auch mehr über sie erfahren. Nadja ist in Kasachstan geboren und lebt seit Anfang der 1990er Jahre mit ihrem Mann in Bornich. Sie haben zwei Söhne. Sprudelnd erzählt sie von der schönen Umgebung, Wanderungen und öffentliche Fitnessaktionen, die sie organisiert. Die nächste LadiesFitOutdoor findet am 27. August 10 bis 11 Uhr unter der alten Eiche bei Bornich statt. Dieser gut 400 Jahre alte Baum ist für Nadja immer wieder ein Ort zum Verweilen. Sie zeigt mir Fotos von ihrer letzten Aktion. Nadja ist Ernährungs- Wellnesscoach und am liebsten in Bewegung. In Bornich muss sie nur vor die Haustür treten und ist schon in der Natur. Anders könnte sie nicht leben, erzählt sie mir. Herzlich lächelnd lädt Nadja mich zu einem Besuch in Bornich und einer gemeinsamen Wanderung ein. Apropos Wandern.

Später gesellt sich auch Alice Berweiler-Kaufmann zu uns. Sie hatte mir schon eine E-Mail geschrieben und mich zum gemeinsamen Wandern eingeladen, denn sie ist Teil einer Frauenwandergruppe, die einmal im Monat gemeinsam unterwegs sind. In der Rhein-Zeitung hatte sie am Morgen vom Kennlerntreffen gelesen und fuhr spontan aus Lahnstein los. Sie erzählt von ihrer letzten Wandertour, hier in der Umgebung der Loreley, auf welcher sie einen verletzten Hund gefunden hatten. Der suchende Besitzer war ihnen vorher begegnet, hatte aber keine Telefonnummer hinterlassen. Schließlich konnte aber die Polizei den Hund zurück bringen.

Alice Berweiler-Kaufmann war übrigens Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Lahn-Kreises. Das interessiert auch Ulrike Dallmann, Geschäftsführerin der Loreley-Touristik, die sich zu uns gesellt. Wir sprechen über die Weinhoheiten des Tales, den ersten Weinprinzen Gero Schüler und die Wahl der Loreley. Auch das am folgenden Tag stattfindende Konzert von Fury In The Slaughterhouse auf der Freilichtbühne ist Thema. Alice Berweiler-Kaufmann erinnert sich noch an ihr erstes Konzert auf der Freilichtbühne Anfang der 90er Jahre: die Kelly Family war zu Gast. Eine ganz besondere Atmosphäre, erinnert sie sich. Nach dem Konzert liefen viele Menschen zu Fuß nach St. Goarshausen, der Weg sei damals nicht beleuchtet gewesen und Handytaschenlampe waren Fehlanzeige. So gab die vordere Person der hinteren Bescheid, wenn wieder Stufen kamen: „noch eine Stufe, noch zwei Stufen…“. So eine Aktion verbindet und wird in Erinnerung behalten.

Ulrike Dallmann, die auch erst seit Anfang 2022 im Tal lebt und aus dem Norden genauer aus Kiel stammt, erzählt uns ein wenig von ihrer Arbeit bei der Loreley-Touristik. Sie möchte den Tourismus noch mehr ankurbeln. In den letzten Jahren würden mehr und mehr Tourist*innen nicht auf das Loreley-Plateau hinauf kommen, sondern unten am Rhein bleiben, meint sie. Zu tun gäbe es genug und Ideen hat sie reichliche.

So langsam verstreichen die drei Stunden. Ich bekomme noch einige Wandertipps vom Rheinsteig über die 5 Seenblick-Traumschleife oder die Spitzer Stein Traumschleife. Die drei Wanderinnen sind jedenfalls gern auf beiden Rheinseiten unterwegs und erzählen so begeistert, dass ich gleich los wandern möchte. Nadja und Ulrike laden mich prompt ein, mit ihnen am Sonntag wandern zu gehen. Nur leider habe ich da schon etwas anderes vor. Aber aufgeschoben, ist bekanntlich nicht aufgehoben!

Alice Berweiler-Kaufmann verabschiedet sich und fährt zurück nach Lahnstein. Ulrike Dallmann kehrt zurück an den Schreibtisch und Nadja und ich gucken, ob der Biergarten noch geöffnet ist. Wir haben Glück. Die Sonne hat sich nämlich durch die Wolken gekämpft und wir lassen den Abend gemeinschaftlich bei alkoholfreiem Bier und Flammkuchen ausklingen. Der Blick auf Abendhimmel und Rhein ist magisch und ich bin ganz beglückt über mein erstes Kennlerntreffen.

Um die vielen Eindrücke einmal sacken zu lassen, laufe ich, nachdem Nadja sich verabschiedet hat, nochmal durch den Park und setze mich zur Loreley. Ein Hauch von Poesie und dieser ersten Kennlernwärme trägt mich zurück zur Burg, nach Hause.

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