Vom verschollenen Rhein und der Ziegenhirtin

Besuch aus der Essener Großstadt. Neben Burgübernachtung steht natürlich auch eine kleine Wanderung an. Also Wanderschuhe an und los geht es nach Langscheid, wo das Traumschleifchen „Pfalzblick“ beginnt. Bereits vom Parkplatz aus ist eine herrliche Blumenwiese zu sehen, die uns eher an Mitte September als Mitte Oktober denken lässt.

Auf der anderen Seite erkenne ich Dörscheid. Aber wieso eigentlich „andere“ Seite? Immer wieder wenn ich in der Höhe unterwegs bin, denke ich daran, dass sie hier verschwindet die „andere Seite“. Die natürlich Grenze, der Rhein, ist nicht zu sehen und wer sich nicht auskennt, könnte meinen, da hinten läge einfach nur ein anderer Hügel. Mir gefällt dieses Phänomen und auch die unterschiedliche Landschaft von „oben“ und „unten“. Ein paar Meter weiter fährt ein Traktor übers Feld. Staub wirbelt auf und das Landleben grüßt uns von nah.

Wir laufen über Wiesen und Felder in den Wald hinein. Zuvor schweifte der Blick gen Dellhofen, ehe wir zum Pfalzblick gelangen, von welchem wir über den Rhein nach Kaub und der Burg Pfalzgrafenstein schauen. Ich beobachte die Fähre und denke an meinen Besuch auf der Pfalzgrafenstein, die dieses Jahr wegen Krankheit des Fährmanns nur wenige Wochen geöffnet sein konnte.

Vorbei an Sauzahn und der Grube Rhein nähern wir uns Henschhausen. Mein Asthma ärgert mich an diesem Tag und ich würde gern auf einer Bank verschnaufen. Erstmal ist keine zu sehen, denn mittlerweile sind wir nicht mehr auf dem Rheinburgenweg, sondern einem Feldweg. Aber ein paar Kurven später nähern wir uns einer Bank, die allerdings schon besetzt ist. Ich frage die Frau auf der Bank, ob wir uns zu ihr setzen können. Sie antwortet freundlich, dass hier noch genug Platz sei. Auf der Wiese vor uns mampfen einige Ziegen das grüne Gras. Wir erfahren, dass die Dame neben uns die Ziegenhirtin aus Henschhausen ist. Sie geht hier in der Umgebung jeden Tag mit ihren Ziegen spazieren.

Die Ziegenhirtin von Henschhausen

Die Ziegen sind ihre Haustiere und schnell ist klar, dass sie diese niemals Schlachten lassen würde. Aus der Ferne zeigt sie uns einzelne Ziegen und erzählt lebhaft lustige Anekdoten. Ich berichte von meinem Respekt vor den Ziegenhörnern und wie mich einmal auf der Black Sheep Animal Sanctuary in Neuseeland ein garstiger Bock namens Billy gerammt hat. Einmal habe es sie auch erwischt, erwidert sie, aber da sei sie selbst Schuld gewesen. Wenig später wird der Chef der Herde auf uns aufmerksam und nähert sich der Bank. Wir wollen gerade weiter, denn die Temperaturen sind doch nicht mehr so sommerlich und im Sitzen wird es kalt. Die Ziegenhirtin und ihr riesiger Leitbock folgen uns und nun kommt auch die restliche Herde durch das Unterholz gelaufen. Wir verabschieden uns von der sympathischen Ziegenhirtin aus Henschhausen und laufen den Weg weiter bergauf. Ein paar Ziegen folgen jedoch erstmal uns, bis sie schließlich das Interesse verlieren und die Rufe ihrer Hirtin beherzigen. Vertrauen lohnt sich eben doch.

Für uns geht es durch Henschhausen auf der Straße zurück nach Langscheid, wo der Blick über Wiesen und Felder bereits in Abendstimmung getaucht ist. Eine schöne Runde zum Luftholen und die Begegnung mit der Hirtin und ihren Ziegen einmal mehr ein Blick auf die Facetten des Lebens im Oberen Mittelrheintal. Danke liebe Ziegenhirtin!

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