Eigentlich wollte ich nach dem Umzugsstress nur etwas essen. Aber wo und was? Ich fuhr gerade Anfang November mit dem Buga-Mobil von der Burg Sooneck nach Koblenz Ehrenbreitstein. Wäre doch fein einen Ort zu besuchen, wo ich noch gar nicht gewesen bin. Beim nächsten Parkplatz hielt ich an und befragte das WorldWideWeb, was es denn so für Restaurants in Rhens gibt.
Meine Wahl fiel auf Umami Cuisine. Wegen einer Straßensperrung parkte ich beim Bahnhof und schlenderte durch Rhens. So einige der alten Fachwerkhäuser sind wunderschön verziert und es gibt verschiedene Figuren zu entdecken, das erinnert mich immer ein wenig an Wimmelbücher. Gerade hatte ich aber nicht so viel Zeit zum Suchen, denn das japanische Restaurant schloss bald zur Nachmittagspause. Erstaunt fielen mir auf dem Weg aber noch zwei Bäcker ins Auge. Erstaunt, weil es ja leider nicht in jedem kleinen Ort mehr einen Bäcker gibt und dann sogar zwei quasi gegenüber, das ist doch was!
Meine Sommerrollen und das Sushi waren übrigens ganz vorzüglich und die Speisen werden so wunderhübsch serviert, da kam auch ich nicht drumrum Fotos zu schießen. Am Ende meines Besuches unterhielt ich mich noch mit der Besitzerin und einer Rhenserin namens Elke. So erfuhr ich, dass Umami Cuisine erst im August eröffnet hatte. Sogar der Stadtbürgermeister von Rhens Raimund Bogler war zur Eröffnung dabei. Elke ist auch zum ersten Mal da und der persönlichen Einladung gefolgt. Sie stammt aus Rhens und erzählt mir, was für ein schöner kleiner Ort Rhens einmal gewesen sei. In den letzten Jahren hätten einige Geschäfte und Restaurants schließen müssen und Vieles hätte sich ins Industriegebiet verschoben. Wie gut, dass es aber auch Neues gibt, wie die Umami Cuisine. Wir tauschten Nummern, in der Hoffnung, dass ich nochmal Zeit finden werde für eine persönliche Stadtführung von ihr.
Erstmal verabschiedete ich mich und lief zu einem der beiden Bäcker. Sogleich befand ich mich wieder in einem ganz anderen Mikrokosmos. Ein Stammkunde las eine Zeitung, es roch nach Kaffee und die Verkäuferin machte auf mich so einen frisch, fröhlichen Eindruck. Fast schon bereute ich meine Bestellung zum Mitnehmen.
Vorbei am Fachwerk, das teilweise im schlechten Zustand ist, lief ich weiter Richtung Rhein. Mittlerweile war die Sonne herausgekommen und diese ruft ja bekanntlich nochmal eine ganz andere Stimmung hervor. Ich entdeckte auf dem Weg eine Gedenktafel an einem Wohnhaus, die darauf aufmerksam macht, dass hier bis 1938 eine Synagoge war. Wie unscheinbar, schnell zu übersehen, aber bei genauer Betrachtung doch wahrnehmbar. Ohne die Tafel wäre sie für Außenstehende ganz weggewischt die Verfolgungsgeschichte und der Holocaust.
In Gedanken schlenderte ich weiter zum Rhein, das übrig gebliebene Herbstlaub strahlte und ich sah die Marksburg auf der anderen Seite. Wie sie majestätisch hervorragt – im Scheinwerferlicht der Sonne.
Ich bin aus Rhens und kenne die beschriebenen Orte gut. Es ist so schade, dass viele Geschäfte und Restaurants zugemacht haben. Da hatten Sie Glück, überhaupt noch ein Restaurant zu finden. Selbst die kleine Eisdiele ist nun geschlossen. Es gibt noch nicht einmal ein Cafe. Viele Fachwerkhäuser sind verfallen, der Innenstadtbereich unansehnlich. Die genannte Elke kenne ich auch!
Danke für Ihre genaue Schilderung! Es ist immer wieder traurig zu sehen und zu hören, was alles kaputt geht. Ich hoffe sehr, dass es doch immer wieder Neueröffnungen gibt wie die Umami Cuisine!
Tolle Bilder und Eindrücke, vor allem der wunderschöne Kontrast vom Rheinfoto in Novembergrau aber in Sonnenlicht getaucht und der Baumriese mit seiner ausdrucksstarken Rinde, die so viel erzählt. Danke sagt mit herzlichen Grüßen Annette.
Merci 🙂 Ohja, Bäume erzählen so viel!