Ein Labor für die BUGA?

Mitte Juli ist mir das Buga-Lab bei Instagram über den Algorithmus gelaufen. Das Projekt der Technischen Hochschule Bingen, der Universität Koblenz, der Hochschule Koblenz sowie der Hochschule Geisenheim möchte Akteur*innen im Oberen Mittelrheintal mit wissenschaftlichen KnowHow im Hinblick auf die Bundesgartenschau 2029 unterstützen. Einige Wochen später traf ich Bernd Metz, Landschaftsarchitekt und Buga-Koordinator der Hochschule Geisenheim, in Rüdesheim. Wir erkundeten zusammen das Städtchen, tranken im stilvollen Kaffeehaus Engel den bekannten Rüdesheimer Kaffee und redeten über das Buga-Labor, das Obere Mittelrheintal, Wissenstransfer und mehr. 

Bernd Metz

„Wir wollen lokale Akteur:innen vernetzen, uns zu den relevanten Themen der Region austauschen und Potentiale sichtbar machen“, steht im ersten Post des Buga-Labs. Bernd erklärt mir nochmal genau, dass die Entscheidung die Bundesgartenschau 2029 dezentral im Oberen Mittelrheintal stattfinden zu lassen, dazu geführt hat, dass die Hochschulen in Koblenz, Bingen und Geisenheim näher zusammen gerückt sind. „Wir versuchen hochschulübergreifende Projekte zu starten, immer mit dem Fokus auf das Obere Mittelrheintal. Und wir wollen das sichtbar machen, was es schon an Projekten und an Wissenstransfer gibt und auch an Problemen im Oberen Mittelrheintal bzw. Potentialen aus dem Tal heraus“, sagt er. Dabei gehe es vor allem, um die unterschiedlichen Blickwinkel auf das Tal, schließlich hat jede Hochschule verschiedene Schwerpunkte und Expert*innen. Wenn eine Zusammenarbeit gewünscht wird, können die jeweiligen Koordinator*innen Kontakt zu den Expert*innen herstellen. Teil des neuen Projekts „Buga-Labor“ sei es auch zu zeigen „was es für spannende Projekte bereits gibt, was für Studien oder auch, über was die Studierenden zu den Themen des Oberen Mittelrheintals recherchieren.“ Um es konkreter zu bekommen, zählt Bernd gleich ein paar Themen auf. „Klimaanpassung ist ein großes Thema, da gab es auch schon ein interdisziplinäres Projekt dazu, aber auch das Thema Freiraum, wie geht man mit Leerstand um oder Mobilität – ein große Thema auch hier im Oberen Mittelrheintal und demographischer Wandel. Das sind ja alles Themen, die hier stattfinden.“ Das Buga-Lab sehe sich dabei als Ergänzung zur Bundesgartenschau und möchte auch nach 2029 weiter bestehen und wirken. 

Beim ersten Buga-Dialog Mitte Oktober zum Thema Leerstand gaben Professor Dr. Bernhard Köppen (Abteilung Geographie) von der Universität Koblenz sowie Professor Peter Thomé (Lehrgebiet „Strategien ländlicher Räume“) von der Hochschule Koblenz den wissenschaftlichen Input. Die vier Hochschulen bleiben auch für die nächsten Buga-Dialoge offizielle Partner – unabhängig vom Buga-Lab, das ein eigenständiges Projekt der Hochschulen darstellt. Bernd nahm auch an der Veranstaltung teil und berichtete auf dem Instagram Account des Buga-Labs darüber. Er will auch bei den nächsten Dialogen dabei sein. “Ich freue mich auf die kommenden Buga-Dialoge. Es ist ein wichtiges Format, das übergreifend die Themen des gesamten Tals in den Fokus nimmt. Die mit den Bürger:innen erarbeiteten Ergebnisse sollen auch in die Entwicklung des Großevents einfließen.”

Bernd Metz verfolgt natürlich auch genau die Vorbereitungen auf die Buga 2029 auf der Website und liest die Pressemitteilungen. „Eine Bundesgartenschau vor der Haustür zu haben, ist sehr spannend“, meint er. Bereits 2011 hat er die Bundesgartenschau in Koblenz miterlebt bzw. vor allem die Vorbereitung für diese – allerdings damals aus einer anderen Perspektive!

„Jetzt bin ich ja quasi als Freiraumplaner und Koordinator für die Buga-Projekte an der Hochschule Geisenheim zuständig. Damals war ich als Co-Kurator für Kunstausstellungen dabei. Ich habe damals in einem Projektbüro, was die Ausstellungen organisiert hat, gearbeitet und hatte viel mit der Vorbereitung zur Bundesgartenschau zu tun. Ich habe beispielsweise die Künstler betreut, die dort ihre Objekte gestaltet oder aufgebaut haben. Als die Buga 2011 dann angefangen hat, war mein Job schon fast wieder fertig. Dann war ich dort nur als Besucher, aber im Vorfeld habe ich die Buga mitgestaltet und mich viel damit beschäftigt”, erzählt er mir. Bernd Metz, der selbst viele Jahre künstlerisch gearbeitet hat, ist davon überzeugt, dass ihm diese Erfahrung auch im Hinblick auf die Buga 2029 helfen wird, weil er die Strukturen so eines riesigen Events bereits kennen lernen konnte. 

Blick auf das Niederwalddenkmal

Am Oberen Mittelrheintal interessiert Bernd Metz besonders auch die kulturhistorische Perspektive. „Das Mittelrheintal als Kulturlandschaft ist schon immer geprägt vom Schaffen und der Anwesenheit der Menschen.“ Dabei möchte das Buga-Lab gerade auch die Potentiale und Dynamiken des Mittelrheins sichtbar machen und jüngere Menschen inkludieren. Das Thema Abwanderung sei schließlich zentral im Tal und es gehe auch um die Frage, was Menschen brauchen, um im Tal zu bleiben oder herzuziehen. „Mit Instagram sprechen wir eine jüngere Generation an und können stark in Interaktion treten. Das Projekt lebt von Kommunikation und Interaktion.“ So können sich z.B. auch Menschen mit ihren Projekten beim Buga-Lab melden, die außerhalb des universitären Bereichs liegen. Die Plattform könnte so auch eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis schaffen und die Hochschulbubbel verlassen.

In der Drosselgasse in Rüdesheim am Fenster sitzend, beobachten wir die Tourist*innen, die vorbei gehen und kommen auch auf das Thema Tourismus zu sprechen. Bernd meint, dass sich das Angebot, was nach wie vor vom Hoch des Rheintourismus der 50er und 60er Jahre geprägt sei, wandeln würde. „Wie kann dieses spannende Tal für eine andere Zielgruppe zugänglich gemacht werden, das ist eine wichtige Fragen.“ Diese möchte er in seiner Position als Freiraumplaner und Koordinator aber nicht allein beantworten und verweist auf seine Kolleg*innen, die mit unterschiedlichem KnowHow zur Seite stehen. Die Projektpartner*innen des Buga-Labs haben nämlich alle ihre Koordinator*innen. Für die Universität Koblenz ist Dr. Miriam Voigt die Ansprechpartnerin für Buga-Themen, für die Technische Hochschule Bingen Florian Link und für die Hochschule Koblenz koordiniert Julia Trapp Themen zur Buga. Auf dem Instagram-Account werden die jeweiligen Koordinator*innen auch nach und nach vorgestellt. 

Vera Lohmann-Weißbrodt (TH-Bingen), Miriam Voigt (Uni Koblenz), Bernd Metz (Hochschule Geisenheim), Julia Trapp (Hochschule Koblenz), Florian Link (TH Bingen) ©Friederike Schüler

Bevor wir das Kaffeehaus Engel für einen Spaziergang in Rüdesheim verlassen, möchte ich natürlich noch von Bernd wissen, wie ihm sein erster Rüdesheimer Kaffee geschmeckt hat: „Sehr interessant, erinnert mich an Skiurlaub. Muss man mal getrunken haben.“

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