Tagestrip Braubach: Zwischen Fachwerk, Weingarten und Rieslingtorte

Der Marktplatz von Braubach, ein Platz mit einem Würrtchenstand in der Mitte und Fachwerkhäusern ringsherum

Another Saturday, another Tagestrip habe ich mir gedacht und mir ein weiteres Örtchen vorgenommen: das ca. zehn Kilometer von Koblenz entfernte Braubach, dessen hübsche Rheinanlagen ich auf der Durchreise schon einige Male bewundert habe.

Inhalte dieses Beitrags:

  • Marksburg
  • Drei Schornstene (Aufstieg von Dachsenhäuserstraße)
  • Kondiorei Maaß (Oberalleestraße 1)
  • Emscher Art (Rheinstraße 10)
  • Altstadt (Obermarkt- & Schlossstraße)
  • Schloss Philippsburg, Renaissancegarten & Weinkeller (Schlossstraße)
  • Rheinanlagen: Rosengarten & Weingarten

Braubach ist ganz schön alt. Bereits knapp 700 n. Chr. wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Gut 600 Jahre später ist die Marksburg entstanden, die heute noch felsenfest über der Siedlung thront und der Startpunkt meines Ausflugs ist.

Eine Stunde History: Führung durch die Marksburg

Zur Marksburg kann man vom Stadtkern aus gut zu Fuß gehen (dauert etwa 20 Minuten). Oben angekommen, geht es in den Ticket- und Museums-Shop, um für den Einlass zu löhnen. Leider kann man nicht ohne Führung ins Innere der Burg. Ehrlich gesagt ein kleiner Downer für mich – ich stromere einfach zu gern auf eigene Faust herum. Außerdem bestimmt die Geschwindigkeit der Führung, wie lange man sich was anguckt, und das finde ich immer etwas unglücklich.

Zu meiner Freude entpuppt sich unser Gruppenführer als ulkiger Typ: Marc Tiwi ist nicht nur mit einer ordentlichen Portion Humor und einer durchdringenden Stimme gesegnet, die an die von Stefan Raab erinnert, sondern auch ausgestattet mit allerhand Anekdoten und Fun-Facts rund um die Burg, ihre Entstehung und Nutzung.

So lernen meine rund 20 Mit-Geführten und ich zum Beispiel, dass das imposante Bauwerk zwischen dem 13. und 20. Jahrhundert viermal den Besitzer gewechselt hat, dass die Preußen bei ihrer Übernahme nur 1.000 Mark – umgerechnet 8.000 Euro – dafür zahlen mussten und dass die Marksburg eine Zeit lang als Staatsgefängnis der Nassauer diente.

Besonders gefallen hat mir der kleine Hexengarten, in dem allerhand interessante Pflanzen wachsen und von dem aus man einen bezaubernden Ausblick Richtung Spay hat. Allerdings ist der verwunschene Ort mit einer Truppe von gut 20 Menschen gnadenlos überfüllt, und zum Ausblick genießen ist keine Zeit, wenn man in nur einer Stunde möglichst viel von der Burg gezeigt bekommen will.

So gehen die 60 Minuten mit Marc schnell rum, man hat aber auch das Gefühl, nur wenig von der Burg gesehen und verinnerlicht zu haben. Nach der Führung kann man noch im Café der Festung einkehren. Ich bin aber direkt weitergezogen.

Drei Schornsteine: Ein Blickfang mit interessanter Geschichte

Runter vom Burg-Berg geht es direkt den nächsten hinauf, nämlich den Plankert. Dort oben befinden sich die „drei Schornsteine“, die ich bereits auf diversen Autofahrten am Horizont gesehen habe. Jedes Mal habe ich mich gefragt, was das wohl ist – und als Kind des Niederrheins, wo Industrieromantik das Pendant zur Rheinromantik darstellt, ziehen mich Schornsteine eh irgendwie an.

Über einen hübschen Weg mit moderater Steigung gelangt man von der Dachsenhäuserstraße am Fuß des Plankert aus innerhalb von knapp 30 Minuten auf die Kuppe. Eichen, Buchen und Nadelbäume wachsen aus Moos- und Flechten-bedeckten Hängen empor, es duftet nach Fichtennadeln. Um diese Jahreszeit kann man hier wunderbar Eicheln und kleine Zapfen sammeln.

Auch Pilze sprießen aus dem feuchten Waldboden. Zwischendurch kommt man immer wieder an einem schwarzen Rauchgaskanal vorbei, der aussieht wie eine riesenhafte schwarze Treppe, die den Berg hinaufführt. Als solche nutzen darf man ihn natürlich nicht.

Wer Lust auf eine Rast hat, kommt rund fünf bis zehn Gehminuten von den Schornsteinen entfernt an einer hübschen Bank vorbei, mit schönem Ausblick über die Baumwipfel in Richtung Rhein.

Leider sind die drei Brüder, wie ich sie getauft habe, eingezäunt – und zwar mit ordentlichem Abstand. Ein freundliches Hinweisschild deutet auf Überwachungskameras hin. Also begnüge ich mich damit, die Backsteinriesen durch Draht zu bewundern und drehe eine Runde am Zaun entlang.

Genutzt wurden die Schornsteine übrigens zur Rauchableitung der Silber- und Blei-Verarbeitung, deren Abbau in der Gegend seit dem 18. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre betrieben wurde. Der Hüttenrauch aus dem Industriebetrieb am Fuß des Berges wurde über den Abgaskanal durch die drei Schornsteine abgelassen. Inzwischen befindet sich das Gelände der Silberhütte im Besitz einer Recyclingfirma für Akkuschrott.

Köstliches Kaffeepäuschen: Rieslingtorte in der Konditorei Maaß

Nach der Burgbesichtigung lohnt sich ein Abstecher zur Konditorei Maaß, die so altmodisch eingerichtet ist, dass es schon wieder Kult-Charakter und mit einer Auslage aufwartet, die das Herz jedes Backwaren-Fans höher schlagen lässt. Brötchen, Wecken, Brote und Teilchen gehen über in eine umfangreiche Auswahl Kuchen und Torten.

Ob es eine Hausspezialität gebe, frage ich. „All unsere Torten sind Spezalitäten“, ist die schlagfertige Antwort der Verkäuferin. Wenn’s was Spezielles sein solle, wäre vielleicht auch die Rieslingtorte eine Idee? Ja, die wird’s!

Ein lockerer Boden mit einer dicken Schicht fester Weincreme und frischen, knackigen Trauben obendrauf – die Kombi macht Freude. Nicht zuletzt, weil der Geschmack an die Weißweinmousse von Dr. Oetker erinnert – mein heimliches Guilty Pleasure im Kühlregal.

Fachwerk und Weinsprüche: Ab durch die Altstadt

Mit Zucker und Koffein im Blut geht es weiter Richtung Altstadt. Unterwegs komme ich am verlockenden Keramikgeschäft der überaus sympathischen Sandra Emscher vorbei, die hier neben dem Verkauf eigener Produkte auch Töpferkurse anbietet.

Der ebenso verlockende Antiquitätenladen nebenan hat leider geschlossen. Vorbei an Sandras Atelier geht es zwischen pittoresken Fachwerkhäusern, die Braubach bisweilen wie das Geschwisterkind Bacharachs wirken lassen, ins Herz der Altstadt. Auch hier zieren heitere und beherzte Sprüche, die beinahe alle mit Wein zu tun haben, die alten Mauern.

Besonders schön ist – neben dem alten Marktplatz mit Winzerstube – auch die Obermarktstraße, die am alten Gasthaus Bauernschänke, das zuckerhutförmig zulaufend zwischen zwei Straßen liegt.

Manche Anwohner*innen haben ihre Vorgärten und Fassaden hübsch zurechtgemacht, mit Blumen und Deko.

Ein bisschen Romantik: Schloss Philippsburg & Renaissancegarten

Richtig romantisch wird es, wenn man nach einem kurzen Fußmarsch durch die Altstadt das Renaissanceschloss Philippsburg erreicht, zu dem auch ein kleiner, gepflegter Ziergarten gehört.

Vom ursprünglichen Schloss ist aufgrud zahlreicher Umbauten zwar nur noch wenig übrig, dennoch hat der historische Komplex einen besonderen Charme. Philipp II von Hessen-Rheinfels hatte das Schloss als Witwensitz bauen lassen. Scheinbar war es für’s Dating seinerzeit von Vorteil, wenn Mann mit einer repräsentativen Residenz für den Fall des eigenen Ablebens aufwarten konnte.

Heute beherbergt der Komplex neben Privatwohnungen auch das Europäische Burgeninstitut und einen Winzerkeller mit erfreulich großer Auswahl vegetarischer und veganer Gerichte sowie vielseitigen alkoholfreien Weinalternativen.

Wo Wein und Rhein in der Sonne glitzern: Braubacher Rheinanlagen & Weingarten

Zum Schluss meines Aufenthalts zieht es mich noch in die Rheinanlagen, die ich bisher immer nur im Vorbeifahren erspäht habe. Die schönen, gepflegten Grünanlagen sind an einigen Stellen mit Rosen bepflanzt, es gibt Wiesenflächen und Bäume, viele Bänke zum ausruhen. Ein schöner Ort, an dem man außerdem einen wirklich schönen Blick über den Rhein hat, der an diesem Tag in der Herbstsonne glitzert.

Ich beschließe, mir im Weingarten – wo bei meinem Besuch auch das Winzerfest in vollem Gange ist – ein Glas Riesling zu besorgen.

Als ich mich damit auf einer der Bänke, ein paar Meter weg vom Trubel der Veranstaltung niederlasse und in die Sonne schaue, muss ich an Loriot denken: „Ich will einfach nur hier sitzen.“
Ja, genau das will ich – und das Braubacher Rheinufer lädt genau dazu ein.

3 Kommentare

  1. Toller Beitrag über Braubach, hat mich angeregt, mir den Ort msl genauer anzuschauen. Einziger Wermuttropfen: das Denglisch in den den tollen Blogbeiträgen – ist nicht nötig und bringt sachlich gar nichts – schade.

    1. Danke, lieber Markus! 🙂 Ich hoffe, Braubach wird dir gefallen.
      Das mit dem Denglish ist vermutlich eine Generationensache – und da ich auch ein junges Publikum ansprechen möchte (und Blogbeiträge gemeinhin etwas „freier“ formuliert werden), passiert es ganz „organisch“, dass hier und da mal ein englischer Begriff einfließt.

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