BeACHARACH – was sagst Du zum Entwurf?

Die Bundesgartenschau 2029 im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal wird Stein für Stein zum fertigen Mosaik. Am 15. November wurde der erste Siegerentwurf für die Rheinanlagen in Bacharach im Rahmen einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Mittelrheinhalle war komplett gefüllt und das Interesse vor allem unter den Bacharacher*innen groß, was nicht nur die Anwesenheit, sondern auch die vielen Fragen im Anschluss an die offizielle Vorstellung bewiesen.

Nach der Begrüßung des Stadtbürgermeisters Phillip Rahn, den einleitenden Worten von Landrat Volker Boch sowie dem Geschäftsführer der BUGA 2029 gGmbH Sven Stimac wurde das Mikrofon an die Frau auf dem Podium übergeben: Vorsitzende des Preisgerichts Prof. Ulrike Kirchner, Landschaftsarchitektin aus Koblenz. Sie stellte uns den Entscheidungsprozess der zehnköpfigen Jury und natürlich die Sieger vor. Von den zehn Bewerbungen für den freiraumplanerischen Gestaltungswettbewerb waren die besten sechs in der Halle ausgestellt. Überzeugen konnte das Team aus dem Büro für Landschaftsarchitektur urbanegestalt aus Köln sowie das Büro Hille und Tesch, Architekt*innen und Stadtplaner*innen aus Ingelheim.

Prof. Ulrike Kirchner betonte, dass der Siegerentwurf im Gegensatz zu den anderen Entwürfen „mutig sei und etwas Neues wagen“ würde. Die Rheinuferfläche wurde bewusst als ein durchgängiger Park gestaltet, der in die Bereiche „Auenufer“, „Park“ und „B(e)acharach“ aufgeteilt werden soll. Mit einer Fähre kann zum Bacharacher Werth übergesetzt werden, der vor gut zehn Jahren gebaute Parkplatz vor dem historischen Park werde entsiegelt und südlich in Richtung des Campingplatzes wird es einen innovativen Bereich mit Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für alle Generationen geben, der wiederum auch als Übergang zum Strandbad dienen soll. Weitere Details überließ sie dem Team urbanegestalt sowie Büro Hille und Tesch, dass ihren Entwurf selbst vorstellte. Die detaillierte Beschreibung des Siegerentwurfs hat Andreas Jöckel von der Buga gGmbH auf dem Buga 2029 Blog zusammengefasst.

Wie schon erwähnt, gab es im Anschluss eine offene Fragerunde, der sich vor allem Ortsbürgermeister Rahn stellte. Die Themen reichten von der Infrastruktur allen voran dem Mobilitäts Hub, was neben der geplanten Edeka Filiale entstehen soll, der finanziellen Beteiligung der Stadt bis hin zu den Eintrittsgeldern für Einheimische. Manche ältere Leute könnten sich keine Jahreskarte leisten, wo würden diese dann z.B. mit ihren Hunden spazieren gehen? – Generell wurde noch nicht entschieden, ob die Bugafläche in Bacharach mit oder ohne Hund besucht werden könne, antwortete Sven Stimac daraufhin. Und Phillipp Rahn versicherte, dass sich im Bezug auf die Eintrittsgelder für Einheimisch bestimmt ein Kompromiss mit der Buga 2029 gGmbH finden ließe.

In der Fragerunde gaben Einheimische auch Tipps für die Umsetzung des Entwurfs beispielsweise den Hinweis, dass unbedingt an Schattenmöglichkeiten gedacht werden müsse. Philipp Rahn stellte sich im Anschluss an die Veranstaltung auch meinen Fragen und bekräftigte die getroffene Entscheidung auch damit, dass der Siegerentwurf am Besten auf die Ideen und Vorgaben der Bacharacher Bürger*innen sowie des Stadtrats eingegangen sei. Das komplette Interview hört ihr hier.

Das Podium lauscht der Vorstellung des Entwurfs. Zweiter von links Philipp Rahn.

Bei all den Fragen, Lob und Kritik betonte Sven Stimac, Geschäftsführer der Buga 2029, dass es sich um einen Entwurf handele. Über dessen Umsetzung werde nun gemeinsam mit der Stadt Bacharach beraten und entschieden, welche Vorschläge aus dem Entwurf überhaupt finanziert und umgesetzt werden können. Landrat Volker Boch appellierte am Ende der offiziellen Veranstaltung nochmal an die Bacharacher Bevölkerung, in den nächsten Wochen so viele Fragen wie möglich dem Stadtrat und der Buga 2029 zu stellen und an dem Gestaltungsprozess der Rheinanlagen aktiv mitzuwirken. „Die Buga 2029 ist eine riesige Chance für Bacharach, was nachhaltig von der Neugestaltung profitieren wird. Da können wir uns alle darauf freuen.“

Einige freuten sich auch prompt, holten sich ein Glas Buga-Wein, um auf den Abend anzustoßen oder stürmten neugierig zu den Tafeln des Siegerentwurfs und kamen miteinander ins Gespräch. So unterhielt ich mich mit Silvia, die der Siegerentwurf begeisterte: „Ich finde der erste Platz ist genau richtig. Allein wenn man gesehen hat, dass da ein junges Team und vor allem auch Mädels am Werk waren. Das Ganze Gelände ist so weich gestaltet und so an Bacharach und dem Ufer angepasst – wie ein Guss ist. Der Entwurf passt so gut zu Bacharach und den Rheinanlagen. Das wird gut!“ Einige organisatorische Sachen müssten noch abgesprochen werden, aber diese haben nichts mit den Entwurf zu tun, erklärte sie mir weiter.

Für andere Einheimische rückte der Siegerentwurf in den Hintergrund. Sie äußerten ihre Zweifel zu Themen wie dem hohen Verkehrsaufkommen, was erwartet wird: „Ich arbeite in Mainz, fahre wenn möglich mit dem Zug, aber wenn Streik oder Ähnliches ist, bin ich auf das Auto angewiesen. Und es heißt überall die B9 wird enger gemacht, auf 30 reduziert und Fußgänger haben Vorrang. Das sehe ich kritisch. Wenn ich nach Steeg möchte, muss ich durch Bacharach fahren und wie soll ich da dann durch kommen, wenn am Tag 8.000 Besucher zu erwarten sind“, erzählt mir ein Mann aus Bacharach-Steeg, der anonym bleiben möchte. Sein Nachbar spricht hingegen über die Folgekosten und wie diese von der Stadt Bacharach finanziert werden sollen. „Einiges wird ja von der Buga zurückgebaut werden, aber gewisse Sachen, wie das Wässern der Bäume: Wer macht das? Die Stadt hat nicht so viele Arbeiter.“ „Generell muss das Gelände nachhaltig sein. Wie in Bingen. Da gab es auch erst viel Protest. Aber man hat sich mit den Leuten geeinigt, die haben jetzt alle wunderbare Gärten da unten. In Bingen hatten die das Glück, die haben richtig viel verdient und konnten dann nach der Gartenschau die Fläche weiter pflegen.“ Ich werfe ein, dass das ja auch das Ziel für Bacharach sei. „Bacharach ist nicht Bingen oder Koblenz“, wird mir entgegnet. Von der Gruppe wird aber auch überlegt, wie die Buga 2029 ehrenamtlich unterstützt werden kann. In Lorch haben sich beispielsweise längst die „Freunde der Bundesgartenschau im Welterbe Oberes Mittelrheintal“ gegründet und auch einige Menschen in Bacharach signalisieren an diesem Abend, sofort dabei zu sein, wenn es um die Pflege der Flächen nach 2029 ginge.

Ein diskussionsreicher Abend, der einmal mehr aufgezeigt hat, wie komplex die Vorbereitungen für die Bundesgartenschau 2029 sind, ging zu Ende. Es bleibt noch Einiges zu tun in Bacharach, aber die Mehrheit freut sich darauf, dass die Bundesgartenschau 2029 in Bacharach mehr und mehr Gestalt annimmt.

Der Siegerentwurf für die Rheinanlagen in Lahnstein steht im Januar 2024, für den Hafenpark in Rüdesheim im März 2024 fest. 

Möchtet ihr Eure Meinung zum Siegerentwurf oder den Vorbereitungen für die Buga 2029 kund tun? Habt ihr Ideen oder Anregungen? Schreibt gern in die Kommentare!

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