Urlaub bei Freunden – Nachfolge gesucht

Seit meinem Start als Buga-Bloggerin erhalte ich immer wieder E-Mails ganz verschiedener Art: Hinweise auf Veranstaltungen, nette
Willkommensgrüße, Einladungen… Bereits am 16. Juni schreibt mir auch Ingrid Kachel, die gemeinsam mit ihrem Mann Helmut Ferienwohnungen und Gästezimmer in Bacharach-Steeg vermietet. Sie lädt mich herzlich zu einem Gespräch „über die Zukunft des Tales im Hinblick auf die BUGA 2029“ ein und schildert mir außerdem ein Anliegen. Die Arbeit rund um die Vermietung falle den „etwas in die Jahre“ gekommenem Paar immer schwerer und sie suchen eine Familie, die „Haus und Hof“ übernimmt und auch mit der Vermietung weitermacht, schließlich werden die Betten ja gebraucht, schreibt sie.

Gut zwei Wochen später sitze ich bereits am Kaffeetisch der Kachels,
esse Kuchen und lausche, was sie zu erzählen haben.
Bevor wir uns draußen im Hof an den Tisch gesetzt haben, hat mir Helmut Kachel bereits den Keller samt Kreuzgewölbe gezeigt. Viel Arbeit hat er in die Renovierung gesteckt, erzählt er mir. Er war Vollzeit im Außenhandel tätig, abends ging es dann weiter mit Boden angleichen, Fußbodenheizung verlegen, Risse verputzen und Allerlei mehr. Der 38 Meter lange und 6 Meter breite Gewölberaum wurde als Partyort vermietet.
Es gibt eine Bar, Tische, Stühle und viel Platz. Hinter diesem Raum
befindet sich Helmuts Werkraum, von dem auch seine Kinder und
Enkelkinder profitieren und mit ihm zusammen schrauben und werkeln.

Wir gehen die Treppe wieder hinauf, durch die gemütliche Wohnstube, wo Ingrid mir ein Regal mit ihren kompliziert, selbstgebastelten Karten zeigt. Zu jedem Anlass bastelt sie die aufklappbaren Karten: von Spiderman, Weinfest-Motto bis zum Schneemann. Wir setzen uns an den besagten Kaffeetisch, essen und trinken und das Gespräch nimmt weiter seinen Lauf.

1984 kamen die Kachels nach Bacharach. Es ist ihr Zuhause geworden, der Ort an dem ihre Kinder aufgewachsen und „flügge“ geworden sind, sie in verschiedenen Vereinen aktiv waren und Gäste aus der ganzen Welt beherbergt haben. Anfangs vermieteten sie die Wohnungen im Mehrfamilienhaus unter. „Nur Ärger“ haben sie damit gehabt und so einiges an Geld haben sie bis heute nicht gesehen. Ingrid überzeugte ihren Mann, es doch mal mit einer Ferienwohnung zu versuchen. „Und die schlug ein. Da haben wir nur noch drauf gewartet, bis die anderen Mieter ausgezogen sind.“, erzählt sie. Sie sanierten die Wohnungen von Grund auf und richteten „vom Zahnstocher“ bis zu diversen Kochutensilien alles ein, was mensch für einen gelungenen Urlaub braucht. Beide stehen ihren
Gästen auch gern mit Rat und Tat zur Seite, holen sie bei Bedarf vom
Bahnhof ab, interagieren, geben Ausflugstipps. „Bei uns gibt es nicht so diese anonyme Schlüsselübergabe und dann mach mal. Wenn wir die Gäste sehen, wird ein Plausch gehalten, gefragt, was sie vorhaben, dann bekommen sie noch Insidertipps, die kommen immer besonders gut an.“, sagt Ingrid, die gelernte Hotelkauffrau ist und Helmut ergänzt: „Die Gäste aus Dresden, die heute abgereist sind, haben eben angerufen, dass sie gut nach Hause gekommen sind und haben nochmal positives Feedback gegeben.“ „Urlaub bei Freunden“, haben schon viele Gäste ins Gästebuch geschrieben, verdeutlicht Ingrid. Wenn Gäste und Kachels auf einer Wellenlänge sind, gehen sie auch gemeinsam in die Natur wandern. Nicht selten sind dann die Gäste am Schwärmen: „Ihr lebt in einem Märchenland.“

Neben den üblichen Reservierungen über die verschiedenen
Internetplattformen, gibt es auch immer wieder Gäste, die an der Straße durch den Stopper halten und bei Kachels direkt nachfragen, ob noch etwas frei ist. Sollten sie einmal ausgebucht sein, fragt Ingrid bei anderen Unterkünften in Bacharach nach, „damit die Gäste in Bacharach bleiben.“
Die beiden gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus der Touristikbranche. Die Gäste und die damit liebgewonnene Abwechslung werden ihnen fehlen, aber beide müssen an ihre Gesundheit denken. Trotzdem betont Ingrid, dass sie nicht verkaufen müssen, sondern verkaufen wollen und dabei auf die „richtigen“ Nachfolger warten. Diesen würden sie bei Bedarf auch noch sechs Monate mit Rat und Tat zur Seite stehen. Natürlich können die Käufer die Ferienwohnungen auch auf Dauer vermieten, aber ihre Empfehlung steht gerade auch mit Hinblick auf die eigenen Erfahrungen und die BUGA 2029 fest.

Helmut beschreibt, dass noch viele Betten bis zur BUGA 2029 gebraucht werden. „Allein in Oberwesel, das Günderode-Haus, die wollen noch ein Hotel dran bauen, Übernachtungsmöglichkeiten, um die 120 Betten.“ „Aber insgesamt fehlen über 3000.“, verdeutlicht Ingrid. Die Zahlen beruhen auf einer Studie der IHK Koblenz. Auch Koblenz werde über 1000 Betten bis 2029 zusätzlich benötigen. Einige Bauvorhaben sind den Kachels bereits bekannt, bei anderen Vorhaben fragen sie sich, wann die Umsetzung gestartet werden soll.
Helmut war erst kürzlich bei der Hauptversammlung der Stadtratssitzung gewesen, wo auch der Geschäftsführer der BUGA 2029, Sven Stimac, und jemand vom Landesbetrieb Mobilität dabei gewesen sei. Es ging beispielsweise auch um den Umbau der B9, die Genehmigungen, die dafür benötigt werden und dass mit dem Bau 2026 begonnen werden soll. Helmut begrüßt die ganzen Pläne, aber glaubt nicht, dass alles rechtzeitig fertig sein wird. Auch Ingrid hat da ihre Zweifel, meint aber: „Mein Schatz, ich denke sie werden es uns beweisen. Bedenke die Landesgartenschau 2008 in Bingen. Wie lange haben wir gesagt: Die werden nie fertig. Aber sie wurden fertig. Und das war eine Landesgartenschau, die mit einem großen Plus zu Ende gegangen ist, was sehr selten ist und dieses Geld wurde zweckgebunden der Stadt Bingen zur Verfügung gestellt, deshalb sind die Rheinanlagen auch so schön.“ Bingen ist übrigens auch
der Ort, wo das Ehepaar Kachel sich ihr neues Zuhause vorstellen kann.

Als Zugezogene haben es die Kachels in Bacharach nicht ganz leicht
gehabt, erzählen sie. „Sagen wir einfach mal so, ich denke das trifft
für ganz Deutschland zu, als Zugereiste werden sie nie richtig
heimisch.“, versucht es Helmut zu fassen. Die beiden würden zwar von den Einheimischen akzeptiert, aber nicht richtig integriert. Gerade in den ersten Jahren sei wenig auf sie zugegangen worden. Bei ihren Kindern sei das etwas anderes, beschreiben sie es – die gehören dazu. Dabei waren auch Ingrid und Helmut Mitglieder im Ruder-, Karneval- und Turnverein. „Vielleicht beruht es auch ein wenig auf Gegenseitigkeit.“, gibt Ingrid aber noch zu bedenken. Sie hatten auch immer viel zu tun und seien lieber in ihren eigenen vier Wänden als z.B. in der Kneipe gewesen. In Bacharach-Steeg und das ganze Obere Mittelrheintal haben sich die Kachels aber trotzdem ziemlich schnell verliebt. Es sei einfach so ein schönes Fleckchen Erde und sie sind jedes Mal aufs Neue erfreut, diese Liebe auch an die Gäste weiterzugeben. Neben vielen internationalen Reisenden aus den USA, Frankreich, Europa oder auch China, hätten durch
Corona auch wieder viele Deutsche ihr Land erkundet.

Die Weltkarte mit all den Ländern ihrer Gäste hängt im Arbeitszimmer

Wir sprechen auch über den Rhein als trennendes Element zwischen linker und rechter Rheinseite. „Das war schon immer so und es wird auch immer so bleiben.“, meinen beide. Es sei einfach aufwändig die „andere Seite zu besuchen“ und die Fährzeiten müssten bei Besuchen berücksichtigt werden oder eine lange Autofahrt zur nächsten Brücke in Koblenz oder Wiesbaden in Kauf genommen werden. Ein anderes zentrales Thema für die Kachels ist die gesundheitliche Versorgung im Tal, die in den letzten
Jahren immer weiter eingeschränkt wurde. „Wenn Sie ein ernsteres
gesundheitliches Problem haben, einen Herzinfarkt oder sowas. Dann haben Sie als nächste Notfallklinik Boppard oder Simmern, beide 25 Kilometer weg. Oder Bingen und Mainz.“ Bingen stehe aber bereits auch schon auf der Kippe. Das Krankenhaus in Oberwesel, welches die Kachels früher besuchten, wurde 2020 geschlossen, dafür dort eine Tagesklinik eröffnet. Die Fahrt im Rettungswagen sei bei den vielen Kurven und engen Straßen auch nicht gerade einfach, „aber die Menschen, die hier leben, haben sich damit arrangiert, alles gut.“, meint Ingrid.

Sie stammt übrigens aus Trier und ist Halb-Holländerin. So spricht sie
neben sehr gutem Englisch auch Holländisch, was sie sich als Kind selbst bei ihren Verwandten beigebracht hat. Meistens kümmert sie sich mehr um die internationalen Gäste, weil Helmut dem Englischen nicht ganz so mächtig ist wie sie.
Aber wie das so ist, gibt es auch da schöne Anekdoten zu erzählen.
Einmal sei eine französische Familie zu Gast gewesen, die Ingrid mit ihrem Mann am Tisch sitzend vorfand. „Die hatten die tollsten Gespräche, obwohl er kein Französisch und sie kein Deutsch sprechen konnten.“ Die Kachels leben von und für ihre Gäste und wollen gerade auch wegen der Internationalität ihre Ferienwohnungen erhalten. Die Vermietung sei nicht nur eine tolle Einnahmequelle, sondern bereite auch viel Spaß, versichern sie. Natürlich gebe es auch Einschränkungen, wie dass ein längerer Urlaub außerhalb der Saison stattfinden müsste, aber auch daran haben sie sich gewöhnt.

Wir beenden unser Kaffeetrinken und die Kachels zeigen mir die
Gästezimmer, welche sich in ihrem Wohnhaus befinden und früher von ihren Kindern bewohnt wurden. Alles sieht sehr sauber, trotzdem gemütlich aus. Auch die Ferienwohnungen, die wir im Anschluss begutachten, laden zu einem längeren Verweilen ein. Meine Zeit ist aber gekommen und nach einem herzlichen “Auf Wiedersehen” und einer kurzen Fotosession vor dem Haus, verlasse ich Bacharach-Steeg mit dem Gedanken, wie schade es wäre, wenn dieses herzliche Urlaubsdomizil dem Oberen Mittelrheintal verloren gehen würde.

Wer nun Interesse bekommen hat, die Kachels in Bacharach-Steeg
abzulösen, jemanden kennt, die jemanden kennt oder sich die Häuser
nochmal genauer anschauen möchte, wird zum Beispiel auf dieser Website fündig. Auch ein direkter Anruf bei Ingrid und Helmut wird aller wenigstens wie bei mir zu einer netten Begegnung führen.

2 Kommentare

  1. Hallo liebe Marie-Luise,
    vielen Dank für diesen tollen Artikel.
    Vielleicht finden wir auf diesem Wege mit ihrer Hilfe interessierte Käufer.
    Sie sind jederzeit herzlichst willkommen auf einen Kaffee oder ein Glas Wein.
    Liebe Grüße
    Ingrid Kachel

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