Unterwegs mit den Wanderfrauen

Das Obere Mittelrheintal ist wohl das ganze Jahr über ein herrliches Wandergebiet und lädt auf beiden Rheinseiten zu abwechslungsreichen Touren ein. Ob allein oder mit Besuch, ich habe Euch bereits mehrmals zu Wanderungen mitgenommen. Heute erinnere ich mich an die Einladung der Wanderfrauen, die sich einmal im Monat treffen und vornehmlich im Gebiet des Mittelrheins gemeinsam die Wanderschuhe schnüren. Alice Berweiler-Kaufmann aus Lahnstein hatte mir per Mail von der Gruppe berichtet und mich eingeladen, doch einmal mit zu wandern. Diese Einladung wiederholte sie auch nochmal persönlich beim ersten Kennlerntreffen, zu dem sie auf das Loreley-Plateau kam.

Ende September klappte es dann endlich und wir trafen uns am Parkplatz beim Niederwalddenkmal. Drei der Frauen waren am Vortag bereits unterwegs gewesen, zwei weitere stießen aus Köln und Leverkusen dazu. Wir schlenderten erstmal zum Niederwalddenkmal und bestaunten die verschleierte Aussicht auf Rüdesheim, den Rhein und Bingen. Alice erzählte mir sogleich auch ein paar Eckdaten zum Friedensdenkmal, welches von der über zwölf Meter hohen Germania Statue gekrönt ist und 1883 von Kaiser Wilhelm I. eingeweiht wurde.

Zusammen mit vielen Tourist*innen bestaune ich die zahlreichen Details des Niederwalddenkmals, ehe wir den Rundwanderweg durch den Landschaftspark Niederwald beginnen. Eine herrliche Runde vorbei an Weinbergen, Aussichtsplattformen mit Blick auf Mäuseturm, Rochusberg, sowie die Burgen Rheinstein und Reichenstein. Zum Schmunzeln bringt mich auch ein Weinflaschenautomat vom Weingut Altenkirch, der zwar gerade nicht bestückt ist, aber so herrlich innovativ daher kommt. In Gedanken setze ich mich auf eine Bank nieder und trinke ein Glas Wein, während die Sonne untergeht.

Aber das rheinische Lebenselixier lässt noch ein Weilchen auf sich warten. Dafür durchschreiten wir die dunkle Zauberhöhle und lernen uns alle ein wenig kennen. Bis zu vierzehn Frauen zwischen 59 und 75 Jahren aus Köln, Leverkusen, Neuwied, Dierdorf, Urbar bei Vallendar, Nassau, Koblenz und Lahnstein sind in der Gruppe. Alice erzählt mir, dass die Wandergruppe während Corona entstanden sei. „Damals durften nur zwei Frauen aus unterschiedlichen Haushalten zusammen wandern. Nach und nach hat jede der Wanderinnen weitere Frauen aus ihrem Lebensumfeld mit dazu gebracht, als dies wieder möglich war.“ Es ist selten, dass alle Frauen beisammen sind. Die Gruppe möchte auf keinen Fall Termindruck entstehen lassen, sondern einfach eine schöne Zeit zusammen erleben und wer Zeit hat, wandert ganz unkompliziert mit.

Erika (Leverkusen), Alice (Lahnstein), Andrea (Neuwied), ich, Barbara (Köln)

Wir kommen beim Jagdschloss Niederwald an und setzen uns auf die Terrasse, um den ersten Federweißen zu trinken. Die Frauen lachen über unsere Pause, denn wir sind bisher nur ein paar Kilometer gelaufen und gehen es heute sehr gemütlich an. Glück für mich, denn ich wollte bis zum frühen Nachmittag zurück am Schreibtisch sitzen und hätte zeitlich keine 18 Kilometertour geschafft. Plaudernd laufen wir zurück zum Niederwalddenkmal, wo sich unsere Wege trennen. Alice schickt mir später noch Fotos und Grüße der Gruppe, die am nächsten Tag noch zum Schloss Biebrich wandern.

Blick auf Burg Rheinstein und Burg Reichenstein

Im Dezember sehe ich Teile der Frauengruppe aber noch einmal wieder. Diesmal wandern wir nicht zusammen, sondern werden zum Jahresabschluss durch die Dauerausstellung des Koblenzer Mittelrhein-Museums geführt. Besonders interessieren mich die alten Stadtansichten, gerade auch von Ehrenbreitstein und meinem Wohnhaus. Spannend ist auch die Geschichte, um die Reiterstatue (Kaiser-Wilhelm-Denkmal) beim Deutschen Eck. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass dieses im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und später eigentlich als „Mahnmal der Deutschen Einheit“ fungierte, bis 1993 eine Rekonstruktion des Reiters u.a. organisiert von einer Bürgerinitiative wieder Platz darauf fand. Im Mittelrhein-Museum ist auch ein winziges Teil des Originaldenkmals ausgestellt und demonstriert uns die Größe der Statue, die ich von meiner Wohnung in Ehrenbreitstein aus sehen kann.

Im Anschluss an die Führung lassen wir das Treffen noch in einem Café ausklingen. So lerne ich auch Sigrun, Carola und Alexe ein wenig kennen, die bei unserer Wandertour nicht dabei gewesen sind. Die Gruppe nimmt mittlerweile keine weiteren Frauen mehr auf, lädt mich aber erneut ein, auch 2024 mit ihnen zu wandern. Im Januar schickt mir Alice bereits Fotos von ihrer ersten Wanderung: dem Traumschleifchen „Spitzer Stein“. Und wer weiß, vielleicht kommt es ja wirklich zu einem Wiedersehen. Auf jeden Fall haben mich die Wanderfrauen inspiriert und ich überlege schon, wie ich eine regelmäßige Wandergruppe organisieren kann. Herzlichen Dank für die Einladung liebe Alice, Andrea, Claudia, Barbara, Erika, Sigrun, Andrea, Carola und Alexe!

Sigrun (Nassau), Andrea (Neuwied), Carola (Lahnstein), Alexe (Koblenz), Alice (Lahnstein)

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