Das BUGA-Alphabet

BUGA-Alphabet

Ein kleines Lexikon der Bundesgartenschau 2029

A wie Anfang

Womit startet man eigentlich, wenn man eine Bundesgartenschau plant?

Erst einmal braucht es natürlich einen Impuls. Für das Obere Mittelrheintal war es die Ernennung zum UNESCO Welterbe im Jahr 2002. Trägt eine Region plötzlich einen solchen Titel, kommt man in Kreisen der Wirtschaft und Verwaltung auf Ideen.

2012 haben sich Verantwortliche Rheinland-Pfalz und Hessen, Vertreter*innen der Welterbe-Kommunen sowie Menschen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Bürgerschaft über ein Jahr hinweg gemeinsam mit Perspektiven für die Entwicklung der Region befasst. In diesem Zuge entstand die Idee, sich für eine Bundesgartenschau zu bewerben.

Im Mai 2015 stellte der damalige rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz die Idee einer BUGA-Teilnahme in der Rhein-Zeitung vor. Die Idee stieß auf Gegenliebe – und damit war der Samen eines gemeinsamen Ziels verschiedener Akteure und der Bürgerschaft für die Region gesät. In einer Umfrage der IHK erhielt die Idee einer damals noch für 2031 angedachten Bundesgartenschau von zwei Dritteln der befragten Unternehmen und von 80 Prozent der befragten Gastgewerbsbetriebe positives Feedback.

Und dann folgt die Zeit der Studien. Denn bevor große Bauprojekte angegangen werden können, muss in Entwicklungs- und Machbarkeitsstudien erst einmal geprüft werden, welche Gestaltungsoptionen sich für das jeweilige Projekt anbieten und wie umsetzbar diese schlussendlich sind.

Auch die Leitidee einer dezentralen BUGA wurde bereits im frühen Stadium entwickelt und lag den weiteren Überlegungen zugrunde, die heute bereits Gestalt in Form der vier Projektflächen in Lahnstein (Hafen des Wissens), Bacharach (Inseln der Poesie), Rüdesheim/Bingen (Quellen der Inspiration), St. Goar/St. Goarshausen (Brücken zur Zukunft) angenommen haben.


B wie Brückenschläge

Wie verbindet die BUGA Menschen, Orte und Initiativen?

Bei einem Großevent am Rhein liegen Fluss- und Wassermetaphern nahe. Tatsächlich hört sich das Schlagwort „Brückenschläge“ jedoch nicht nur gut an, sondern ist inhaltlich fest in der DNA der BUGA 2029 verankert, die darauf ausgerichtet ist, das ganze Tal für Bewohner*innen und Besucher*innen zu verbinden. Das geschieht auf mehreren Ebenen.

Im Entwicklungsprozess bis 2029 soll das gesamte Tal erneuert werden. Ergänzend zu den ausgewiesenen BUGA-Flächen gibt es weitere Projekte von Kommunen, Vereinen und Privatleuten, die die Region für Anwohnende und Gäste attraktiver machen.

Besonders im Fokus: Die Mobilität. Bahnstrecken, Rheinanlagen, Straßen und Radwege werden erneuert, und in Lahnstein soll bis 2029 eine Rad- und Fußgängerbrücke entstehen. Gefördert von Land und Bund wird der rechtsrheinische Fernradweg ausgebaut, es werden barrierefreie Bahnhaltepunkte installiert und die Rheinufer in Boppard, Oberwesel, Kestert und Osterspai sowie die Ortsdurchfahrten mit Radwegen in Bacharach, Oberwesel, Kestert und Osterspai erneuert.

Ein weiterer BUGA-Brückenschlag erfolgt über die Konzeption dereintrittspflichtigen Projektflächen in Lahnstein, Bacharach, Rüdesheim/Bingen, auf dem Loreley-Plateau und in der Burg Rheinfels. Diese laden dazu ein, auch ihre jeweilige direkte Umgebung und die Nachbarorte zu erkunden.

Aufgrund der Größe des Gesamtgeländes bieten sich Tagesausflüge in einzelne Bereiche des Mittelrheins an: Wer alle Buga-Attraktionen plus Ergänzungen erleben will, besucht 2029 entweder mehrmals das Mittelrheintal oder plant einen längeren Aufenthalt mit Übernachtungen ein.

Die BUGA 2029 GmbH erarbeitet derzeit Besuchskonzepte, die verschiedene neue und bereits etablierte Events und Attraktionen des Mittelrheintals miteinander verbinden und das Potenzial haben, auch nach 2029 weiter zu bestehen.


C wie Chance

Was bringt es einer Region, Bundesgartenschauplatz zu sein?
Wird ein Ort zum Bundesgartenschau-Standort, werden dort großflächige Freiraumgestaltungen vorgenommen, die die regionale Entwicklung befördern sollen. Meist entsteht in dem Zuge ein eigenes Bundesgartenschaugelände, das als Touristenmagnet dient.

Im Rahmen der dezentralen BUGA2029 ist das ein wenig anders: Es gibt nicht „das“ BUGA-Gelände, sondern mehrere Verknüpfungspunkte zwischen den einzelnen Kommunen (s.o.).

Lag der Fokus der ersten Bundesgartenschauen ab 1951 noch auf der Wiederherstellung öffentlicher Grünanlagen, die im Krieg zerstört worden waren, stehen heute Klimafragen und die Verbindung von Arbeiten, Wohnen, Freizeit, Gesundheit und Kultur im Zentrum der Entwicklungskonzepte:

Die BUGA 2029 verschafft dem Oberer Mittelrhein einerseits neue touristische Anzugspunkte, was sich positiv auf unterschiedlichste Wirtschaftszweige wie Einzelhandel, Gastgewerbe, Bau und Tourismus auswirken kann, sie verfolgt aber auch das Ziel, bleibende Werte für die Region zu schaffen, um sie nicht nur für die bereits hier lebenden Menschen, sondern auch für potenzielle Zuziehende attraktiver zu machen. Denn auch der Mittelrhein unterliegt massiv dem demografischen Wandel.

Um den Bedürfnissen der Anwohnenden gerecht zu werden, gehören immer auch groß angelegte Partizipationsverfahren zur Entwicklung einer Bundesgartenschau dazu. In Planungswerkstätten und Dialogformaten werden Bedarfe ermittelt und dienen als Grundlage für die Realisierung allgemein wünschenswerter Projekte.


D wie Denkmal

Was ist eigentlich ein Welterbe? Und wie funktioniert es, eine schützenswerte Kulturlandschaft zu erhalten, während man sie weiterentwickelt?

Die Kulturlandschaft des Welterbes Oberes Mittelrheintal ist im Grunde ein einziges großes Denkmal. Seit 2002 steht sie auf der UNESCO-Welterbeliste.

Als Gründe für die Aufnahme in den Olymp einzigartiger und erhaltenswerter Stätten nennt die UNESCO sowohl die geologische Landschaft des rheinischen Durchbruchtals als auch die Siedlungsstruktur, die 40 Schlösser und Burgen der Region sowie die Weinbergsterrassen und die Landnutzung, „die diesen reichen und malerischen Abschnitt des Rheintals ausmachen, und (…) Schriftsteller und Künstler inspiriert haben.“ Hervorgehoben wird zudem, dass sich die Region „dank des relativ geringen Spielraums, den die Naturlandschaft des Mittelrheintals der dort ansässigen Bevölkerung gegeben hat, (…) weit weniger verändert [hat] als andere.“

Ein Platz auf der Welterbeliste geht mit Verpflichtungen einher: Die als Aufnahmekriterien genannten Besonderheiten, wie der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ihre Attribute und Merkmale müssen erhalten werden. Restaurations- oder Neubaumaßnahmen, die diesen Erhalt gefährden könnten, müssen mit der UNESCO abgestimmt werden.

Das heißt: Auch alle BUGA-Maßnahmen müssen UNESCO-tauglich sein. Gleichzeitig muss das Mittelrheintal aber auch mit der Zeit gehen – es gelten zum Beispiel neue Anforderungen an Mobilität und Barrierefreiheit. Außerdem muss dem Klimawandel begegnet werden, der die Kulturlandschaft in jeder Hinsicht beeinflusst.

Um die Abstimmung von Veränderungsmaßnahmen im Sinne der UNESCO kümmert sich der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal. „Ideal ist es, wenn Maßnahmen und Veränderungen die besonderen Attribute der Region durch eine hohe Qualität und einen sensiblen Umgang sogar noch stärken“, sagt Nadya König-Lehrmann, Geschäftsführerin des Zweckverbands. „Das versuchen wir mit unserer Arbeit zu erreichen. Auch wenn wir ein großes Denkmal sind, soll es keine Museumslandschaft werden, sondern die Region bleiben, in der Menschen gerne leben oder zu Gast sind.“


E wie Eigeninitiativen

Wie können sich Bürger*innen in die Gestaltung der BUGA einbringen oder eigene Konzepte umsetzen?

Die BUGA ist kein reines Projekt „von oben“. Auch Bürger*innen des Mittelrheins sind angehalten, das Großevent zum Anlass für Eigeninitiative zu nehmen – und zwar nicht nur „für die BUGA“, sondern mit Blick auf die grundsätzliche Zukunft des Mittelrheins. Es geht darum, eine Welterbe-Region zu schaffen, in dem man auch nach der BUGA noch gerne lebt – oder noch lieber als vorher.

Der Verein der „BUGA-Freunde“ zum Beispiel ist bereits sehr aktiv. Der Zusammenschluss engagierter Bürger*innen versteht sich als Plattform für andere Menschen, Unternehmen, Vereine und Organisationen, die sich an der Entwicklung der BUGA2029 und des Welterbes aktiv beteiligen möchten.

Die Mitglieder des Vereins können umfassend zum Planungsstand der BUGA2029 informieren, sind im Austausch mit den Organisator*innen und engagieren sich allgemein für die Zukunft ihrer Heimat. Wer Mitglied weren möchte, findet weitere Infos und eine Beitrittserklärung ONLINE.

Übrigens gibt es auch Fördermöglichkeiten für Menschen, die hier am Mittelrhein etwas bewegen möchten. Zum Beispiel das Programm LEADER, ein Förderprogramm der EU, das öffentlichen und privaten Projektträgern mit bis zu 200.000 Euro Förderung die Umsetzung modellhafter Projekte zur Stärkung und Entwicklung der Region ermöglicht. Welche Projekteinreichungen gefördert werden sollen, entscheidet eine lokale Aktionsgruppe, sodass der allgemeingültige Wert der Idee für die Region gewährleistet wird.

Mit dem sogenannten „Regionalbudget“ wiederum werden Projekte gefördert, die sich in einem von vier spezifischen Handlungsfeldern zur Entwicklung der Region bewegen. Diese sind „Bauen, Mobilität und Ressourcenschutz“, „Zukunftsfähige Tourismus-, Wirtschafts- und Kulturregion“, „Erhalt und nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft“ sowie „Gesellschaft und Gemeinschaft im Oberen Mittelrheintal“. Maximal 20.000 Euro sind hier beantragbar.

Speziell für „Ehrenamtliche Bürgerprojekte“ gibt es zu guter Letzt einen speziellen Zuschuss von 1.000 bis 2.000 Euro.

Das Programm LEADER läuft noch bis zum 27.9.2024, die neuen Förderperioden für Ehrenamtsprojekte und Regionalbudget sind noch abzuwarten.


F wie Finanzierung

Die BUGA kostet Geld. Wo kommt das eigentlich her?

2017 wurde ein BUGA-Budget von 108 Millionen Euro festgelegt. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus 48,6 Millionen vom Land Rheinland-Pfalz, 6,3 Millionen vom Land Hessen, 38,7 Millionen Eigenanteil und 14,4 Millionen aus den Kommunen der Welterbe-Region, in der die BUGA stattfindet.

Der Anteil der jeweiligen Kommunen berechnet sich nach Einwohnendenzahl. Die größten kommunalen Beteiligungen kommen von der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mainz-Bingen.

Der BUGA-Eigenanteil setzt sich aus den zu erwartenden Einnahmen zusammen, die durch Eintrittsgelder, Sponsoring und Konzessionen, die etwa an Gastronom*innen für eine Bewirtung auf den ausgewiesenen BUGA-Projektflächen vergeben werden, zusammenkommen.

Von diesem Gesamtbudget sind 50 Millionen Euro als Investitionsbudget und 58 Millionen Euro als Durchführungsbudget gedacht. Das Investitionsbudget fließt in dauerhafte, sprich Bau-Projekte, das Durchführungsbudget dient zur Deckung der Betriebskosten, des Marketings, der Umsetzung der temporären BUGA-Angebote sowie als Sicherheitsreserve.

Kürzlich hat das Land Rheinland-Pfalz das Budget nochmals um 20 Millionen erhöht. Wie dieser Betrag auf Investitions- und Durchführungsbudget verteilt wird, ist noch festzulegen.


G wie Gastgewerbe

Wie verbindet die BUGA 2029 Kultur und Genuss?

Zur BUGA 2029 wird erwartet, dass viele Gäste das Welterbe direkt für mehrere Tage besuchen, um möglichst viele Highlights der großen Erlebnislandschaft mitzunehmen. Gastronomie und Hotellerie haben also eine tragende Rolle für die BUGA 2029.

BUGA-Geschäftsführer Sven Stimac empfiehlt den Betrieben, sich frühzeitig vorzubereiten und reizvolle Angebote zu entwickeln, die auch dauerhaft Bestand haben können. „Ein schönes Abend- und Sommerflair oder kleinere Veranstaltungen. Die BUGA ist natürlich eine Chance für Gastronomen und Freizeitunternehmen, mehr Umsätze zu erwirtschaften. In ihren Geschäftsplänen sollten sie aber langfristige Visionen entwickeln“, sagt Stimac. “Das Tal hat ein großes Potenzial, viele Gäste anzuziehen. Allein im Umkreis von 2 Auto-Stunden leben 20 Millionen Menschen, die das Mittelrheintal besuchen könnten. Mit diesem Potenzial wollen wir arbeiten.“

Die BUGA selbst fördert keine Gastronomiebetriebe, es gibt allerdings Landesfördermittel für derartige Zwecke. Zu nennen ist hier beispielsweise das Programm „Verbesserung der Angebotsqualität im rheinland-pfälzischen Gastgewerbe“, mit dem das Ministerium für Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau kleine und mittlere Unternehmen des Gastgewerbes unterstützt.

Gastronomie- und Hotelleriebetriebe, die besondere Anforderungen unter anderem an Angebot, Service, Ortskenntnis erfüllen, können sich zudem als „Welterbe-Gastgeber“ zertifizieren lassen und profitieren von einer speziellen Vermarktung.


H wie Handlungsebenen

Aus welchen „Gestaltungsschichten“ besteht die BUGA2029?

Die BUGA ist ein komplexes Vorhaben verschiedener zusammenhängender Maßnahmen und Zielsetzungen. Diese kann man in folgende Handlungsebenen unterteilen:

Die erste Handlungsebene der BUGA2029 ist die Entwicklung der BUGA-Projektflächen in Bacharach, Lahnstein und Rüdesheim. Diese bilden den Rahmen für die zweite Ebene: Ausstellungskonzepte für BUGA-eigene und externe künstlerische, landschaftsbauliche und landschaftsgärtnerische Gestaltungsideen.

Die dritte Ebene bilden die schon bestehenden Projektflächen, die im Welterbe-Gebiet in den vergangenen Jahren gestaltet wurden, zum Beispiel das Loreleyplateau. Diese dienen neben ihrer ohnehin vorhandenen touristischen Anziehung als Schauplätze für zusätzliche Ausstellungen und kulturelles Programm.

Eine weitere Ebene sind die Partnergärten außerhalb der BUGA-Flächen, private und öffentliche kleine Anlagen von besonderer Qualität, zu denen auch die Welterbe-Gärten zählen.

Ebene fünf bilden die infrastrukturellen Entwicklungsprojekte, die begleitend bis 2029 fertiggestellt werden. Getreu dem Motto „Willkommen am Wasser“ geht es hierbei vor allem um die Attraktivierung von Uferbereichen oder Ortsdurchfahrten – beispielsweise in Bacharach, Boppard, Oberwesel, Kestert und Osterspai.

Das kulturelle Begleitprogramm bildet die sechste Ebene der BUGA2029. Es ist ein wichtiger Faktor, um für die Besucher*innen ein vielseitiges Erlebnis zu schaffen. Man denke an unterhaltsame Livemusik oder Performances an Aufenthaltsflächen, die zum längeren Verweilen anregen.

Siebte und letzte Ebene ist die Herausstellung von Alleinstellungsmerkmalen der Region sowie ihrer Orte und Kommunen. Im Rahmen der BUGA sollen diese als „places to be“ profiliert werden, Anreize schaffen, sich durch das Tal zu bewegen und ausgiebig zu erkunden. Dazu gehören Beschilderung und Informationsmedien in digitaler und physischer Form.

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