Ein kleines Lexikon der Bundesgartenschau 2029
A wie Anfang
Womit startet man eigentlich, wenn man eine Bundesgartenschau plant?
Erst einmal braucht es natürlich einen Impuls. Für das Obere Mittelrheintal war es die Ernennung zum UNESCO Welterbe im Jahr 2002. Trägt eine Region plötzlich einen solchen Titel, kommt man in Kreisen der Wirtschaft und Verwaltung auf Ideen.
2012 haben sich Verantwortliche Rheinland-Pfalz und Hessen, Vertreter*innen der Welterbe-Kommunen sowie Menschen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Bürgerschaft über ein Jahr hinweg gemeinsam mit Perspektiven für die Entwicklung der Region befasst. In diesem Zuge entstand die Idee, sich für eine Bundesgartenschau zu bewerben.
Im Mai 2015 stellte der damalige rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz die Idee einer BUGA-Teilnahme in der Rhein-Zeitung vor. Die Idee stieß auf Gegenliebe – und damit war der Samen eines gemeinsamen Ziels verschiedener Akteure und der Bürgerschaft für die Region gesät. In einer Umfrage der IHK erhielt die Idee einer damals noch für 2031 angedachten Bundesgartenschau von zwei Dritteln der befragten Unternehmen und von 80 Prozent der befragten Gastgewerbsbetriebe positives Feedback.
Und dann folgt die Zeit der Studien. Denn bevor große Bauprojekte angegangen werden können, muss in Entwicklungs- und Machbarkeitsstudien erst einmal geprüft werden, welche Gestaltungsoptionen sich für das jeweilige Projekt anbieten und wie umsetzbar diese schlussendlich sind.
Auch die Leitidee einer dezentralen BUGA wurde bereits im frühen Stadium entwickelt und lag den weiteren Überlegungen zugrunde, die heute bereits Gestalt in Form der vier Projektflächen in Lahnstein (Hafen des Wissens), Bacharach (Inseln der Poesie), Rüdesheim/Bingen (Quellen der Inspiration), St. Goar/St. Goarshausen (Brücken zur Zukunft) angenommen haben.
B wie Brückenschläge
Wie verbindet die BUGA Menschen, Orte und Initiativen?
Bei einem Großevent am Rhein liegen Fluss- und Wassermetaphern nahe. Tatsächlich hört sich das Schlagwort „Brückenschläge“ jedoch nicht nur gut an, sondern ist inhaltlich fest in der DNA der BUGA 2029 verankert, die darauf ausgerichtet ist, das ganze Tal für Bewohner*innen und Besucher*innen zu verbinden. Das geschieht auf mehreren Ebenen.
Im Entwicklungsprozess bis 2029 soll das gesamte Tal erneuert werden. Ergänzend zu den ausgewiesenen BUGA-Flächen gibt es weitere Projekte von Kommunen, Vereinen und Privatleuten, die die Region für Anwohnende und Gäste attraktiver machen.
Besonders im Fokus: Die Mobilität. Bahnstrecken, Rheinanlagen, Straßen und Radwege werden erneuert, und in Lahnstein soll bis 2029 eine Rad- und Fußgängerbrücke entstehen. Gefördert von Land und Bund wird der rechtsrheinische Fernradweg ausgebaut, es werden barrierefreie Bahnhaltepunkte installiert und die Rheinufer in Boppard, Oberwesel, Kestert und Osterspai sowie die Ortsdurchfahrten mit Radwegen in Bacharach, Oberwesel, Kestert und Osterspai erneuert.
Ein weiterer BUGA-Brückenschlag erfolgt über die Konzeption dereintrittspflichtigen Projektflächen in Lahnstein, Bacharach, Rüdesheim/Bingen, auf dem Loreley-Plateau und in der Burg Rheinfels. Diese laden dazu ein, auch ihre jeweilige direkte Umgebung und die Nachbarorte zu erkunden.
Aufgrund der Größe des Gesamtgeländes bieten sich Tagesausflüge in einzelne Bereiche des Mittelrheins an: Wer alle Buga-Attraktionen plus Ergänzungen erleben will, besucht 2029 entweder mehrmals das Mittelrheintal oder plant einen längeren Aufenthalt mit Übernachtungen ein.
Die BUGA 2029 GmbH erarbeitet derzeit Besuchskonzepte, die verschiedene neue und bereits etablierte Events und Attraktionen des Mittelrheintals miteinander verbinden und das Potenzial haben, auch nach 2029 weiter zu bestehen.
C wie Chance
Was bringt es einer Region, Bundesgartenschauplatz zu sein?
Wird ein Ort zum Bundesgartenschau-Standort, werden dort großflächige Freiraumgestaltungen vorgenommen, die die regionale Entwicklung befördern sollen. Meist entsteht in dem Zuge ein eigenes Bundesgartenschaugelände, das als Touristenmagnet dient.
Im Rahmen der dezentralen BUGA2029 ist das ein wenig anders: Es gibt nicht „das“ BUGA-Gelände, sondern mehrere Verknüpfungspunkte zwischen den einzelnen Kommunen (s.o.).
Lag der Fokus der ersten Bundesgartenschauen ab 1951 noch auf der Wiederherstellung öffentlicher Grünanlagen, die im Krieg zerstört worden waren, stehen heute Klimafragen und die Verbindung von Arbeiten, Wohnen, Freizeit, Gesundheit und Kultur im Zentrum der Entwicklungskonzepte:
Die BUGA 2029 verschafft dem Oberer Mittelrhein einerseits neue touristische Anzugspunkte, was sich positiv auf unterschiedlichste Wirtschaftszweige wie Einzelhandel, Gastgewerbe, Bau und Tourismus auswirken kann, sie verfolgt aber auch das Ziel, bleibende Werte für die Region zu schaffen, um sie nicht nur für die bereits hier lebenden Menschen, sondern auch für potenzielle Zuziehende attraktiver zu machen. Denn auch der Mittelrhein unterliegt massiv dem demografischen Wandel.
Um den Bedürfnissen der Anwohnenden gerecht zu werden, gehören immer auch groß angelegte Partizipationsverfahren zur Entwicklung einer Bundesgartenschau dazu. In Planungswerkstätten und Dialogformaten werden Bedarfe ermittelt und dienen als Grundlage für die Realisierung allgemein wünschenswerter Projekte.
D wie Denkmal
Was ist eigentlich ein Welterbe? Und wie funktioniert es, eine schützenswerte Kulturlandschaft zu erhalten, während man sie weiterentwickelt?
Die Kulturlandschaft des Welterbes Oberes Mittelrheintal ist im Grunde ein einziges großes Denkmal. Seit 2002 steht sie auf der UNESCO-Welterbeliste.
Als Gründe für die Aufnahme in den Olymp einzigartiger und erhaltenswerter Stätten nennt die UNESCO sowohl die geologische Landschaft des rheinischen Durchbruchtals als auch die Siedlungsstruktur, die 40 Schlösser und Burgen der Region sowie die Weinbergsterrassen und die Landnutzung, „die diesen reichen und malerischen Abschnitt des Rheintals ausmachen, und (…) Schriftsteller und Künstler inspiriert haben.“ Hervorgehoben wird zudem, dass sich die Region „dank des relativ geringen Spielraums, den die Naturlandschaft des Mittelrheintals der dort ansässigen Bevölkerung gegeben hat, (…) weit weniger verändert [hat] als andere.“
Ein Platz auf der Welterbeliste geht mit Verpflichtungen einher: Die als Aufnahmekriterien genannten Besonderheiten, wie der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ihre Attribute und Merkmale müssen erhalten werden. Restaurations- oder Neubaumaßnahmen, die diesen Erhalt gefährden könnten, müssen mit der UNESCO abgestimmt werden.
Das heißt: Auch alle BUGA-Maßnahmen müssen UNESCO-tauglich sein. Gleichzeitig muss das Mittelrheintal aber auch mit der Zeit gehen – es gelten zum Beispiel neue Anforderungen an Mobilität und Barrierefreiheit. Außerdem muss dem Klimawandel begegnet werden, der die Kulturlandschaft in jeder Hinsicht beeinflusst.
Um die Abstimmung von Veränderungsmaßnahmen im Sinne der UNESCO kümmert sich der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal. „Ideal ist es, wenn Maßnahmen und Veränderungen die besonderen Attribute der Region durch eine hohe Qualität und einen sensiblen Umgang sogar noch stärken“, sagt Nadya König-Lehrmann, Geschäftsführerin des Zweckverbands. „Das versuchen wir mit unserer Arbeit zu erreichen. Auch wenn wir ein großes Denkmal sind, soll es keine Museumslandschaft werden, sondern die Region bleiben, in der Menschen gerne leben oder zu Gast sind.“
E wie Eigeninitiativen
Wie können sich Bürger*innen in die Gestaltung der BUGA einbringen oder eigene Konzepte umsetzen?
Die BUGA ist kein reines Projekt „von oben“. Auch Bürger*innen des Mittelrheins sind angehalten, das Großevent zum Anlass für Eigeninitiative zu nehmen – und zwar nicht nur „für die BUGA“, sondern mit Blick auf die grundsätzliche Zukunft des Mittelrheins. Es geht darum, eine Welterbe-Region zu schaffen, in dem man auch nach der BUGA noch gerne lebt – oder noch lieber als vorher.
Der Verein der „BUGA-Freunde“ zum Beispiel ist bereits sehr aktiv. Der Zusammenschluss engagierter Bürger*innen versteht sich als Plattform für andere Menschen, Unternehmen, Vereine und Organisationen, die sich an der Entwicklung der BUGA2029 und des Welterbes aktiv beteiligen möchten.
Die Mitglieder des Vereins können umfassend zum Planungsstand der BUGA2029 informieren, sind im Austausch mit den Organisator*innen und engagieren sich allgemein für die Zukunft ihrer Heimat. Wer Mitglied weren möchte, findet weitere Infos und eine Beitrittserklärung ONLINE.
Übrigens gibt es auch Fördermöglichkeiten für Menschen, die hier am Mittelrhein etwas bewegen möchten. Zum Beispiel das Programm LEADER, ein Förderprogramm der EU, das öffentlichen und privaten Projektträgern mit bis zu 200.000 Euro Förderung die Umsetzung modellhafter Projekte zur Stärkung und Entwicklung der Region ermöglicht. Welche Projekteinreichungen gefördert werden sollen, entscheidet eine lokale Aktionsgruppe, sodass der allgemeingültige Wert der Idee für die Region gewährleistet wird.
Mit dem sogenannten „Regionalbudget“ wiederum werden Projekte gefördert, die sich in einem von vier spezifischen Handlungsfeldern zur Entwicklung der Region bewegen. Diese sind „Bauen, Mobilität und Ressourcenschutz“, „Zukunftsfähige Tourismus-, Wirtschafts- und Kulturregion“, „Erhalt und nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft“ sowie „Gesellschaft und Gemeinschaft im Oberen Mittelrheintal“. Maximal 20.000 Euro sind hier beantragbar.
Speziell für „Ehrenamtliche Bürgerprojekte“ gibt es zu guter Letzt einen speziellen Zuschuss von 1.000 bis 2.000 Euro.
Das Programm LEADER läuft noch bis zum 27.9.2024, die neuen Förderperioden für Ehrenamtsprojekte und Regionalbudget sind noch abzuwarten.
F wie Finanzierung
Die BUGA kostet Geld. Wo kommt das eigentlich her?
2017 wurde ein BUGA-Budget von 108 Millionen Euro festgelegt. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus 48,6 Millionen vom Land Rheinland-Pfalz, 6,3 Millionen vom Land Hessen, 38,7 Millionen Eigenanteil und 14,4 Millionen aus den Kommunen der Welterbe-Region, in der die BUGA stattfindet.
Der Anteil der jeweiligen Kommunen berechnet sich nach Einwohnendenzahl. Die größten kommunalen Beteiligungen kommen von der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mainz-Bingen.
Der BUGA-Eigenanteil setzt sich aus den zu erwartenden Einnahmen zusammen, die durch Eintrittsgelder, Sponsoring und Konzessionen, die etwa an Gastronom*innen für eine Bewirtung auf den ausgewiesenen BUGA-Projektflächen vergeben werden, zusammenkommen.
Von diesem Gesamtbudget sind 50 Millionen Euro als Investitionsbudget und 58 Millionen Euro als Durchführungsbudget gedacht. Das Investitionsbudget fließt in dauerhafte, sprich Bau-Projekte, das Durchführungsbudget dient zur Deckung der Betriebskosten, des Marketings, der Umsetzung der temporären BUGA-Angebote sowie als Sicherheitsreserve.
Kürzlich hat das Land Rheinland-Pfalz das Budget nochmals um 20 Millionen erhöht. Wie dieser Betrag auf Investitions- und Durchführungsbudget verteilt wird, ist noch festzulegen.
G wie Gastgewerbe
Wie verbindet die BUGA 2029 Kultur und Genuss?
Zur BUGA 2029 wird erwartet, dass viele Gäste das Welterbe direkt für mehrere Tage besuchen, um möglichst viele Highlights der großen Erlebnislandschaft mitzunehmen. Gastronomie und Hotellerie haben also eine tragende Rolle für die BUGA 2029.
BUGA-Geschäftsführer Sven Stimac empfiehlt den Betrieben, sich frühzeitig vorzubereiten und reizvolle Angebote zu entwickeln, die auch dauerhaft Bestand haben können. „Ein schönes Abend- und Sommerflair oder kleinere Veranstaltungen. Die BUGA ist natürlich eine Chance für Gastronomen und Freizeitunternehmen, mehr Umsätze zu erwirtschaften. In ihren Geschäftsplänen sollten sie aber langfristige Visionen entwickeln“, sagt Stimac. „Das Tal hat ein großes Potenzial, viele Gäste anzuziehen. Allein im Umkreis von 2 Auto-Stunden leben 20 Millionen Menschen, die das Mittelrheintal besuchen könnten. Mit diesem Potenzial wollen wir arbeiten.“
Die BUGA selbst fördert keine Gastronomiebetriebe, es gibt allerdings Landesfördermittel für derartige Zwecke. Zu nennen ist hier beispielsweise das Programm „Verbesserung der Angebotsqualität im rheinland-pfälzischen Gastgewerbe“, mit dem das Ministerium für Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau kleine und mittlere Unternehmen des Gastgewerbes unterstützt.
Gastronomie- und Hotelleriebetriebe, die besondere Anforderungen unter anderem an Angebot, Service, Ortskenntnis erfüllen, können sich zudem als „Welterbe-Gastgeber“ zertifizieren lassen und profitieren von einer speziellen Vermarktung.
H wie Handlungsebenen
Aus welchen „Gestaltungsschichten“ besteht die BUGA2029?
Die BUGA ist ein komplexes Vorhaben verschiedener zusammenhängender Maßnahmen und Zielsetzungen. Diese kann man in folgende Handlungsebenen unterteilen:
Die erste Handlungsebene der BUGA2029 ist die Entwicklung der BUGA-Projektflächen in Bacharach, Lahnstein und Rüdesheim. Diese bilden den Rahmen für die zweite Ebene: Ausstellungskonzepte für BUGA-eigene und externe künstlerische, landschaftsbauliche und landschaftsgärtnerische Gestaltungsideen.
Die dritte Ebene bilden die schon bestehenden Projektflächen, die im Welterbe-Gebiet in den vergangenen Jahren gestaltet wurden, zum Beispiel das Loreleyplateau. Diese dienen neben ihrer ohnehin vorhandenen touristischen Anziehung als Schauplätze für zusätzliche Ausstellungen und kulturelles Programm.
Eine weitere Ebene sind die Partnergärten außerhalb der BUGA-Flächen, private und öffentliche kleine Anlagen von besonderer Qualität, zu denen auch die Welterbe-Gärten zählen.
Ebene fünf bilden die infrastrukturellen Entwicklungsprojekte, die begleitend bis 2029 fertiggestellt werden. Getreu dem Motto „Willkommen am Wasser“ geht es hierbei vor allem um die Attraktivierung von Uferbereichen oder Ortsdurchfahrten – beispielsweise in Bacharach, Boppard, Oberwesel, Kestert und Osterspai.
Das kulturelle Begleitprogramm bildet die sechste Ebene der BUGA2029. Es ist ein wichtiger Faktor, um für die Besucher*innen ein vielseitiges Erlebnis zu schaffen. Man denke an unterhaltsame Livemusik oder Performances an Aufenthaltsflächen, die zum längeren Verweilen anregen.
Siebte und letzte Ebene ist die Herausstellung von Alleinstellungsmerkmalen der Region sowie ihrer Orte und Kommunen. Im Rahmen der BUGA sollen diese als „places to be“ profiliert werden, Anreize schaffen, sich durch das Tal zu bewegen und ausgiebig zu erkunden. Dazu gehören Beschilderung und Informationsmedien in digitaler und physischer Form.
I wie Infrastruktur
Welchen Einfluss nimmt die BUGA29 auf die Mobilität im Welterbe?
Während die BUGA GmbH für die Umgestaltung der ausgewiesenen Projektflächen verantwortlich zeichnet, werden auch andere infrastrukturelle und stadtgestalterische Projekte werden im Hinblick auf das Großevent angeschoben.
Konkret wird 2026 eine Generalsanierung der rechtsrheinischen, 2028 der linksrheinischen Bahnstrecke stattfinden, unter anderem mit Einrichtung barrierefreier Bahnhöfe in Boppard und Oberwesel. Es wird Neugestaltungen der B9 in Oberwesel, Bacharach und Bingen, eine Rad- und Fußgängerbrücke an der Lahnmündung sowie eine Neugestaltung der B42 in Osterspai, Kestert und einen neuen Bahnhaltepunkt sowie einen Mobiliy Hub in Rüdesheim geben.
Die Ortsdurchfahrten sollen allgemein ansehnlicher und sicherer für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen werden. In Oberwesel soll etwa durch Verschwenkungen der Fahrbahn an beiden Ortseingängen für eine Reduzierung der Durchfahrgeschwindigkeit gesorgt werden. Fahrbahninseln, teils begrünt, werden als sichere Querungsmöglichkeiten dienen, um Uferpark und Innenstadt stärker zu verbinden.
In Boppard werden mithilfe großzügiger Fördermittel von Land und Bund ab 2025 die Rheinallee und die Georg-Francke-Anlage umgestaltet. Die Stadt Bingen soll mithilfe eines bundesgeförderten ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) Aufwertung im Innenstadtbereich erfahren, im Fokus steht hierbei die Zukunftsfähigkeit, insbesondere Klimaresilienz, urbaner Räume. In Oberwesel und Boppard sollen zudem die Bahnhaltestellen barrierefrei werden. Und auch ein modernes Fahrradverleihsystem ist im Gespräch…
Eine Liste BUGA-Begleitender Entwicklungsprojekte ist auf der Website buga29.de zu finden.
J wie Jobs
Schafft die BUGA29 Arbeitsstellen?
Ja und nein. Natürlich braucht es für die Organisation und Durchführung der BUGA ein Team – das ist aktuell noch überschaubar, wächst aber bis 2029 konstant an. Zu den zu besetzenden Stellen gehören zum Beispiel Ticketing und Einlass-Leitung, Gartenbauingenieur*innen und -helfer, Veranstaltungstechniker*innen, ein*e Inklusionsbeauftragte*r, ein*e Booker*in, ein*e Veranstaltungsleiter*in und viele mehr. Insgesamt werden allein für die BUGA GmbH rund 60 Menschen arbeiten – manche für mehrere Jahre, andere nur im Eventjahr selbst.
Übrigens bleiben über zwei Drittel der vergebenen oder zu vergebenden Aufträge für die BUGA29 in der Region – zum Beispiel Schanklizenzen für die offiziellen BUGA-Flächen oder die ausführenden Gewerke für die Bauarbeiten.
Darüber hinaus besteht die Hoffnung, dass ein positiver Nebeneffekt für Gastronomie, Hotellerie, Freizeit- und Kultursektor entsteht. Durch einen Aufschwung der Region kommt es bestenfalls zu einer konstant erhöhten Nachfrage in diesen Bereichen.
K wie Kulturlandschaft
Im Zusammenhang mit dem UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal fällt immer wieder der Begriff „Kulturlandschaft“. Aber was ist das eigentlich?
Als Kulturlandschaft wird ein geschlossener Landschaftsraum mit einzigartigen Charakteristika bezeichnet. Im Falle des Oberen Mittelrheintals umfasst der Begriff den 67 Kilometer langen Rheinabschnitt zwischen Koblenz und Bingen, dessen Qualität und einzigartigen Charakter mehrere Bausteine ausmachen:
Dazu gehört zum einen der Rhein mit seiner Geschichte als wichtiger Transportweg des Güterverkehrs zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum sowie als Einnahmequelle der anliegenden Herrschaftsbereiche.
Hinzu kommt die unverwechselbare und doch äußerst abwechslungsreiche Landschaft, die ihre heutige Form zu großen Teilen durch menschliches Eingreifen erhalten hat. Am offensichtlichsten ist das an den Rebflächen zu erkennen, die sich beinahe über das gesamte Gebiet ziehen. Neben den senkrecht verlaufenden Steillagen-Rebzeilen, ist hier übrigens seit einiger Zeit eine neue Bewirtschaftungsform sichtbar: die Querterassierung. Diese erfordert zwar breitere Zeilen und somit einen gewissen Ertragsverzicht, kann andererseits jedoch wesentlich einfacher und schonender bewirtschaftet werden – was auch die tierischen und pflanzlichen Mitbewohner der Rebstöcke freut.
Einen weiteren wichtigen Teil der Kulturlandschaft bilden ehemalige Obstplantagen oder Weideflächen wie das Naturschutzgebiet Dörscheider Heide.
Dieses wertvolle Biotop, in dem die größte Insekten- und Schmetterlingsdichte Deutschlands zu finden ist, ist durch eine langjährige Beweidung mit Ziegen und Schafen entstanden. Hunderte hoch seltene Arten, die sonst nur im Mittelmeerraum leben, fühlen sich hier wohl. Ebenso wie Pflanzenarten, die auf unterschiedlichstem Wege den Umzug ins Mittelrheintal geschafft haben.
Diese Fläche steht seit 1999 unter Naturschutz. Heute werden unter anderem wieder Schafe und Ziegen eingesetzt, um die Dörscheider Heide in ihren „Ur“-Zustand zurückzuführen. Denn durch das Fehlen der früheren Beweidung konnten dominante Sträucher das Wiesenbiotop in der Vergangenheit immer weiter überwuchern, was den Lebensraum der Insekten und Schmetterlinge verkleinerte. Dörscheid selbst hat seinen Naturschatz 2022 zum öffentlichkeitswirksamen Motto der ganzen Stadt gemacht und nennt sich seither „Schmetterlingsdorf“. Durch spezielle Bepflanzung auf öffentlichen und privaten Flächen ist neuer Wohnraum für Schmetterlinge entstanden.
Zu guter Letzt sind die Niederwaldwirtschaft sowie der Erz- und Schieferbergbau als formgebend für die Kulturlandschaft zu nennen, durch die die heute vorhandenen Forstflächen, die Dachse, Rot-, Reh- und Muffelwild, Wildschweine und verschiedenste Nagetierarten beherbergen, sowie Schieferhalden und Trockenmauern, in denen sich Insekten und Reptilien einnisten, entstanden sind.
Für den Flächenschutz im Mittelrheintal setzen sich unter anderem der „Nature Fund“ und der Zweckverband Oberes Mittelrheintal mit dem Kulturlandschafts-Entwicklungskonzept (KLEK) ein. Die BUGA29 unterstützt in Bezug auf die Kulturlandschaft vor allem vielversprechende Bürgerprojekte – neben dem Schmetterlingsdorf Dörscheid etwa das „Bunte Band“ Rhens.
L wie Lernen
Hat die BUGA29 einen Bildungsauftrag?
Bei der Bundesgartenschau geht es in erster Linie um die Aufwertung von und die Entwicklung neuer Aufenthaltsflächen mit Fokus auf Begrünungskonzepten. Derartige Entwicklungsprojekte gehen Hand in Hand mit vielen Fragen – die wohl größte Aktuell: der Klimawandel. Damit die Bundesgartenschau im Welterbe Oberes Mittelrheintal ein nachhaltiges Projekt wird, soll sie auch ein „Lernort“ werden. So nennt es Dr. Sandra Linz vom BUGA-Team, die für den Bereich der Bildungsprojekte zuständig ist. Menschen, die im Mittelrheintal leben, die an der BUGA arbeiten und die das Event 2029 besuchen, sollen davon auch inhaltlich etwas mitnehmen. Die Bildungsthemen der BUGA29 lassen sich grob in eine Lern- und eine Lehrphase unterteilen.
Schon früh wurden Kooperationen mit Hochschulen in und um die BUGA-Region geknüpft. Projekte und Austausch haben mit der Technischen Hochschule Bingen, der Hochschule Geisenheim, der Hochschule Koblenz und der Universität Koblenz, der Hochschule Mainz, der University of Applied Science Frankfurt a.M. und der TU Darmstadt stattgefunden.
Aus diesen Kooperationen soll ein langfristiger Wissenstransfer zwischen den Hochschulen, der BUGA29 und den Kommunen erwachsen. Zum einen geht es darum, konkrete Fragestellungen und Ideen aus der Region in die Lehre zu integrieren. Zum anderen sollen Erkenntnisse aus Lehre und Forschung in die Region fließen. Die Projekte der Hochschulen können Interessierte im „buga_lab“ auf Instagram verfolgen.
In der Vorbereitung der Bundesgartenschau im Mittelrheintal sind auch die BUGA-Dialoge entstanden, ein kommunikatives Format, das Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammenbringt, um Fragen und Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf Ortsentwicklung, Klimaanpassung und Tourismus zu bearbeiten. Diese Dialoge dienen vor allem dazu, schon jetzt Chancen und Gefahren zu erkennen und im interdisziplinären Verbund Lösungen zu entwickeln.
Im Veranstaltungsjahr werden schließlich viele der gesammelten und noch zu sammelnden Erkenntnisse aus der „Making-of-Phase“ in spannenden Bildungsprojekten gebündelt. Schon jetzt in Planung: Das „Bunte Klassenzimmer“, ein außerschulisches Angebot mit dem Fokus auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Es soll Kindern und Jugendlichen eigenständiges Forschen und Entdecken ermöglichen, um wertvolle Inhalte interaktiv zu vermitteln. Das Format verfolgt langfristig das Ziel, das Thema Umweltbildung und entsprechende Angebote in der Region bekannt(er) zu machen und weiterzuentwickeln sowie die Netzwerkarbeit und die öffentliche Wahrnehmung in diesem Bereich zu stärken.
M wie Mitmachen
Wie können Menschen und Kommunen sich beteiligen – bis 2029, aber auch darüber hinaus?
Wie bereits unter dem Buchstaben E wie Eigeninitiative angesprochen, lebt die BUGA29 davon, dassBürger*innen des Mittelrheintals sich das Projekt ein Stück weit zu eigen machen. Während Unternehmen und Kommunen die Frist bis zu der Veranstaltung zum Anlass nehmen können, wichtige Modernisierungs-, Renovierungs- oder Klimaprojekte gezielt in Angriff zu nehmen, sind Privatleute seit Tag 1 angehalten, ihre Wünsche und Visionen für das Tal mit der BUGA29 zu teilen.
Zum einen, damit die Organisatoren der BUGA entsprechende Ideen aufgreifen oder unterstützen können, zum anderen aber, damit in Austausch- und Workshopformaten Impulse zur „Selbsthilfe“ vermittelt werden können. Denn die BUGA soll nicht nur für, sondern auch ein Projekt von Bürger*innen der Region sein.
Wer sich einbringen will, ist beim Verein der „BUGA-Freunde“ an der richtigen Adresse. Der Freunde der Bundesgartenschau im Welterbe Oberes Mittelrheintal 2029 e.V. ist ein Zusammenschluss engagierter Bürger*innen, der Menschen, Unternehmen, Vereine und Organisationen, die sich an der Entwicklung der BUGA29 und des Welterbes aktiv beteiligen möchten, als Plattform und Netzwerkangebot dienen soll.
Die Mitglieder des Vereins sind auf dem Laufenden, was den Planungsstand der BUGA29 betrifft, gut vernetzt und sehr engagiert in ihrer Region. Mit einer Online-Beitrittserklärung ist man ganz schnell mit an Bord.
Wer eine Idee hat und diese fördern lassen möchte, findet verschiedene Programme dafür: LEADER, ein Förderprogramm der EU, ermöglicht öffentlichen und privaten Projektträgern die Umsetzung modellhafter Projekte zur Stärkung und Entwicklung der Region mit Fördersummen von bis zu 200.000 Euro. Über die Förderzusage entscheidet eine lokale Aktionsgruppe, was den allgemeingültigen Wert der Idee für die Region sichert.
Wer ein kleineres Projekt hat, kann sich dieses zum Beispiel mit dem sogenannten „Regionalbudget“ in Höhe von maximal 20.000 Euro fördern lassen. Die geförderten Handlungsfelder sind „Bauen, Mobilität und Ressourcenschutz“, „Zukunftsfähige Tourismus-, Wirtschafts- und Kulturregion“, „Erhalt und nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft“ sowie „Gesellschaft und Gemeinschaft im Oberen Mittelrheintal“.
„Ehrenamtliche Bürgerprojekte“ können einen Zuschuss von 1.000 bis 2.000 Euro erhalten.
Über die Förderlandschaft für das Obere Mittelrheintal berät u.a. der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal.
N wie Naturschutz
Wie denkt die BUGA29 Fauna, Flora und Klima mit?
Für die Organisator*innen der BUGA29 ist es selbstverständlich, die geplanten Baumaßnahmen möglichst klimafreundlich bzw. -resilient zu gestalten.
Das geschieht zum einen durch die Bepflanzung. Ohnehin sind die Gestaltungsmaßnahmen der BUGA in Bacharach, Rüdesheim, Lahnstein und Bingen darauf ausgelegt, wieder mehr Grünraum zu schaffen. Hierbei wird neben klimaangepasster, Schatten spendender Busch- und Baumbepflanzung auch auf vielseitige Blühpflanzen Wert gelegt, die nicht nur schön aussehen, sondern auch nützlich sind. „Stauden werden bei uns ihren großen Auftritt haben, besonders auf den großen Anlagen in Bacharach, Bingen, Rüdesheim und Lahnstein“, sagt Garten-Landschafts-Architekt Thomas Bäder, der als Projektmanager Planen und Bauen bei der BUGA29 tätig ist. „Wir werden auch einen Staudenmix entwickeln mit Staudenarten, die gut zum Mittelrhein passen und anpassungsfähig sind. Diese Stauden werden wir im Zuge der BUGA auch den Gästen präsentieren.“
Stauden sind mehrjährige Gewächse, die problemlos überwintern können. Das macht sie beliebt für nachhaltige Gartenbauprojekte. Ganz abgesehen, dass die Blühpflanzen Nützlinge aller Art anziehen. Auch heimische Kräuter spielen in der Bepflanzung eine Rolle.
Im Rahmen der Bürgerprojekte geht es ebenfalls vorrangig um klimanahe Themen, die meist auch einen lokalgeschichtlichen Bezug oder einen dekorativen Charakter haben: In Rhens entsteht ein „buntes Band“ aus blühender Bepflanzung im Stadtgebiet, Dörscheid hat sich bereits zum Schmetterlingsdorf gemausert (siehe K wie Kulturlandschaft) und in Lorch dreht sich alles ums Thema Wasser. Lorch als Ort mit mehreren Brunnen eignet sich gut, um das Bewusstsein für Wasser als Ressource zu stärken. Denn auch das Thema Bewässerung und Wasserverbrauch wird am Mittelrhein im Zuge der klimatischen Veränderung immer wichtiger werden.
Im Zuge der Studie Kommunale Klimaanpassung im Welterbe Oberes Mittelrheintal, die die HS Koblenz, die TH Bingen und die HS Geisenheim gemeinsam aufgesetzt haben, wird neben Trockenperioden aber vor allem vor verstärktem Hochwasserrisiko und Extremniederschlägen gewarnt.
Alle Baumaßnahmen der BUGA sind deshalb auf einen stark variierenden Wasserpegel ausgelegt, zum Beispiel durch versickerungsfähige Bodenbeläge oder indem Uferbereiche renaturiert und mit passender Neubepflanzung versehen werden.
Im Hinblick auf Trockenperioden wird zudem über eine nachhaltige Lösung für die Bewässerung der öffentlichen Grünanlagen gesprochen.
O wie Organisation
Wer organisiert eigentlich die Bundesgartenschau im Oberen Mittelrheintal?
Das BUGA-Team wird noch in einem separaten Beitrag näher vorgestellt. Dennoch wird hier kurz skizziert, wer federführend für die Planung und Organisation des Projekts verantwortlich ist:
Die Organisation der BUGA29 liegt derzeit in den Händen von 10 Menschen und lässt sich grob in die Bereiche Geschäftsleitung, Finanzen, Bauen, Bildung und Marketing/Kommunikation unterteilen.
Sven Stimac hat als Geschäftsführer der BUGA GmbH die Entscheidungshoheit und finanzielle Verantwortung inne. Wiebke Neumann und Ines Wiegand, seine Assistentinnen, unterstützen ihn bei diesen Prozessen. Elke Adam als kaufmännische Leiterin kümmert sich um die Finanzplanung, unterstützt von Alina Kirschner als Projektmanagerin Finanzen und Fördermittel. Rolf Wölfert leitet den Bereich Sales und Betrieb, Andreas Jöckel und Mareike Knevels bilden gemeinsam das Team Kommunikation und Marketing. Der Bereich Planen und Bauen ist am breitesten aufgestellt, mit Rick Vogel als Projektleiter, den Projektmanagern Ralph Göppert (schwerpunkt Bau) und Thomas Bäder (Schwerpunkt Landschaftsarchitektur) sowie Anna-Lena Ritt und Lino Massing als Projektmitarbeitenden. Dr. Sandra Linz schließlich organisiert alle Bildungsprojekte der BUGA29.
Demnächst beginnt das stetige Wachstum des BUGA-Teams bis zum Eventjahr 2029.
P wie Projektbausteine
Aus welchen Bausteinen setzt sich die BUGA29 zusammen?
Die BUGA29 bringt als Regionalentwicklungsprojekt unterschiedliche Zielsetzungen zusammen, manche davon sind „praktisch“ und liegen in der Umsetzung direkt bei der BUGA GmbH, andere sind eher ideeller Natur und können als wünschenswerte Begleiterscheinungen der BUGA bezeichnet werden.
Der Fokus der BUGA29 selbst liegt im Bereich der Aufwertung: An vier ausgewiesenen Projektstandorten – Bacharach, Lahnstein, St. Goar/St. Goarshausen und Rüdesheim/Bingen – entstehen neue Aufenthaltsflächen mit klimafreundlichem Anspruch, deren Ziel die stärkere Verbindung zwischen Stadt und Rheinufer ist.
Diese Projektbausteine findet man informativ beschrieben auf www.buga29.de/das-event.
Begleitende Projekte, die teils von der BUGA GmbH mit-organisiert, teils von den Kommunen selbstständig angestoßen werden, sind infrastrukturelle Veränderungen (siehe I wie Infrastruktur) wie erneuerte Radwege und Umbauarbeiten an der B9 und der B42.
Zudem entstehen mit Unterstützung der BUGA GmbH und des Zweckverbands Welterbe Oberes Mittelrheintal verschiedenste Bürger*innen-Projekte, die zumeist klimafreundliche und stadtgestalterische Zielsetzungen verbinden.
Hach! Von den Burgenblogger*innen zu den Buga-Blogger*innen. Gerade im TV davon gesehen. https://programm.ard.de/TV/swrfernsehenbw/der-rheinburgenweg-von-bingen-bis-koblenz/eid_281132866730262812 mit der aktuellen Buga-Bloggerin. Gegoogelt, gefunden und in den RSS-Reader eingetragen.
Ich war schon 2015 mitlesend dabei. Ich bin gespannt, was es da zu lesen gibt.
Wie cool, ein Leser der ersten Stunde! 🙂
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